Anna Gramms Ansichten / Kolumne

Diesmal: „Lessingtage“

Neulich bei den Lessingtagen gab es eine „Nathan“-Inszenierung in der siegte Slang über Originalsprache. Der Tempelherr nannte Recha die “geilste Gans“, weil diese an einem Ast Negliges zum Trocknen aufhing. Daraufhin rief ein Schauspieler: „Lasst Geigen spielen“, und dann durfte jeder in jedem Gesang-Stile zur Frage „Gans legst Ei?“ etwas trällern. Später gab es Gag-Listen, die verteilt wurden, und ich bekam eine selige Angst vor Mitspieltheater. Die Inszenierung pflügte durchs Stück wie mit Stalins Egge.

Senil gesagt, war all‘ das nicht mein Geschmack, es ging Altes verloren, was lang Geistes-Gut war und ich überlegte „Muss ich mich denn Tags geiseln, um mir dann abends anzusehen, wie jemand Essig nagelt?“

Als man den seligen Gast in die lang erwartete Pause mit einem Gag entliess, brauchten einige Zuschauer Gin als Geste der Wiedergutmachung, und wer dann so manch´ Glas geniest, kann sagen, es gilt der Seegang List. So besänftigt gingen etliche Zuschauer, als Signal-Geste an die Veranstalter, lieber talgig essen – und das nicht nur wegen des Gesang-Teils.

Text: Tilla Lingenberg

Ein Anagramm bezeichnet ein Wort, das durch Umstellung der Buchstaben eines anderen Wortes gebildet wurde. Beispiel: Aus BUCHSTABEN wird BUNTSCHABE oder TASCHEN-BUB usw.

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