Schülerkritik

Das Böse (Fundus Theater)

Die Azubis im Fundus Theater

„Kein Bock mehr auf Käppchen, Kuchen und Wein, ich will viel lieber mal Böse sein“, sagte das Rotkäppchen in der Aufführung von „Die Azubis“, bestehend aus Kai Fischer und Christopher Weiß, beim Gastspiel im Fundus Theater. Dort Spielten sie ihr Klassenzimmerstücke „Das Böse“ vor einem etwas anderen Publikum als sonst. Und diese Publikum wussten sie zu begeistern, indem sie es gleich zu Beginn mit einbanden. Mit verbunden Augen stellten die Azubis heikle Fragen: Hast du schon mal jemanden aus Spaß geschlagen? Oder: Hast du schon mal ein Tier getötet? Und dann ging es los, sie spielten eine Form des Märchens „Rotkäppchen“, wobei dieses nur als Grundgerüst für die eigentliche Handlung diente, denn die Geschichte handelt nicht von dem Wolf und dem Rotkäppchen sondern ist eine Auseinandersetzung von Gut und Böse.

Und viele Requisiten brauchten sie dafür auch nicht. Die Figuren Rotkäppchen, Jäger, Wolf und die Alter Egos der Darsteller sowie Großmutter und Mutter wurden mit einfachen Mitteln wie einem roten Kapuzenpullover, Mützen und einem Overheadprojektor in Szene gesetzt.

Die Stimmung schwankt dabei zwischen Fröhlichkeit und Ernst, hervorgerufen von der unschuldigen Art des Rotkäppchens, der Einbeziehung von politischen Themen, Sagen und anderen Märchen sowie Musik von Computer, Flöte und Gitarre.

Des Weiteren gestalten Fischer und Weiß die Grundgeschichte neu, indem der Wolf versucht, Gutes zu tun, das Rotkäppchen ihre dunkle Seite entdeckt und der Jäger ein Abbild der drohenden Überwachungsgesellschaft ist. Und dann ist das Publikum auf einmal wieder mitten im Gesehen: Unsere anonymen Fragen waren doch nicht so anonym, der Jäger hat uns gefilmt und zeigt den Märchenfiguren, wie böse wir eigentlich sind. Auch Aladin und sein „40 Kollegen“ kriegen eine Erwähnung als abendländische Einwanderer, die alles Klauen – ein Kommentar zur Flüchtlingspolitik. Unser Verständnis von Gut und Böse wurde durcheinander gebracht, Böses soll man nicht mit Bösem begleichen, stattdessen tun wir unabhängig davon einfach eine gute Tat: Die Darsteller nehmen das Publikum mit auf die Straße, überreichen einer fremden Person Blumen und sagen unter tosendem Applaus einfach mal Danke.

Aufgrund dieser genialen Verzerrung von Gut und Böse in Form eines Märchens plus aktuellen Bezügen, in denen eine Gut-Böse-Bewertung schwierig ist, ist das Stück nicht nur etwas für Schüler aus dem Klassenzimmer, sondern weiß auch älterem Klientel zu gefallen.

Justin
Ida Ehre Schule, 13. Klasse

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