Highlight / Kinder & Jugend / Kritik

De lütte Herr Jemine

Ohnsorg Studio
De lütte Herr Jemine

Ergänzen sich prächtig: Peter Christoph Grünberg als Herr Jemine (r.) sowie Musiker und Erzähler Thomas Esser

Text: Christian Hanke / Fotos: Sinje Hasheider

„Ich bin glücklich“, freut sich der kleine Herr Jemine und strahlt über beide Backen seines Lausbubengesichts. Tatsächlich, er hat alles zum Glücklichsein auf seinem kleinen Planeten: Bäume, Blumen, Sterne und sogar zweieinhalb Berge. Davon können sich jetzt die Gäste des Ohnsorg Studios auf anschauliche Weise überzeugen, die die teils nieder-, teils hochdeutsche Theaterversion des Kinderbuchs „Der kleine Herr Jemine“ von Manfred Schlüter besuchen. Auf der fantasievoll und lustig eingerichteten Bühne von Telse Hand stecken Blumen in einem himmelblauen Halbrund, die bei Berührung verschiedene Töne von sich geben oder einfach nur quieken. Die Töne erzeugt Thomas Esser, der – mit allerlei Instrumenten und Tongebern ausgerüstet – neben der Bühne sitzt und das Geschehen nicht nur musikalisch begleitet, sondern die Geschichte des lütten Herrn Jemine auch auf Hochdeutsch erläutert.

Die beginnt, als Jemine Defizite auf seinem Planeten ausmacht. Ein Dach wäre nicht schlecht, damit einem nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Gesagt, getan, und in Telse Hands multifunktionalem Bühnenbild kein Problem. Ein paar Handgriffe, fertig. Eigentlich darf es auch ein Haus sein, denkt sich der immer emsiger bauende Herr Jemine. Ach, und braucht man nicht auch ein Auto? Das fährt nur auf Straßen, belehrt ihn Thomas Esser, der immer häufiger mit Jemine in Dialog tritt. Der kleine Herr Jemine baut und baut. In Windeseile werden immer neue Platten aus dem raffiniert geschreinerten Bühnenbild – die Ohnsorg-Tischler hatten Hochkonjunktur – herausgehoben, aufgestellt und angewinkelt. Schließlich sind nicht nur Straßen und eine Brücke entstanden, sondern auch eine Landebahn für Raketen, damit der stolze Baumeister auch „Besöök“ (Besuch) von anderen Planeten bekommen kann. Alles ganz toll? Eigentlich nicht, findet der kleine Herr Jemine schließlich und trifft eine weise Entscheidung.

Ayla Yeginer hat die kindgerechte Parabel über Wachstum und seine Folgen für Kinder ab fünf Jahren bestens verständlich und sehr unterhaltsam in Szene gesetzt. Peter Christoph Grünberg beeindruckt als de lütte Herr Jemine mit unbändiger Spielfreude. Dessen comicartig überdeutlich gezeichneten Gemütslagen bleiben auch für die jüngsten Zuschauer immer nachvollziehbar. Thomas Esser hält die ganze Inszenierung großartig in verschiedenen Rollen zusammen: als Musiker, Erzähler sowie weiser Tippgeber und Plauderer mit Herrn Jemine. Ganz großes Theater für die Allerkleinsten.

Aufführungen bis 12. April, Ohnsorg-Theater, Heidi-Kabel-Platz 1, Tel. 35 08 03 21, kasse@ohnsorg.de

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*