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Der Froschkönig oder Der eiserne Heinrich

Eckerken Theater im Fundus Theater
Der Froschkönig

Liebe auf den ersten Hüpf: die Prinzessin und der noch ungekrönte Frosch

Text: Angela Dietz | Foto: Eckerken Theater

Prinzessin wirft Frosch an die Wand und der entpuppt sich als schöner Prinz – die Handlung des grimmschen Märchens in Ultrakurzform. Soweit, so bekannt. Das Eckerken Theater hat die ganze Geschichte „Der Froschkönig oder Der eiserne Heinrich“ als amüsante und tiefgründige Parabel für Kinder ab sieben Jahren inszeniert.

Im Unterschied zu den Grimms ist in der Regie von Sylvia Hepe der eiserne Heinrich gleich zu Beginn mit von der Partie – als Erzähler, Figurenspieler und König. Michael Hepe – grauer Rauschebart, Dreispitz und schwerer, schwarzer Mantel am Leib – schiebt einen Schrankkoffer auf die kleine Bühne in den Lichtkegel vor schwarzem Tuch. Gitarre, Harmonika und Shaker stimmen auf das Märchenhafte ein.

Schnell wird deutlich, dass das ruhige Spiel kein schweres wird, sondern eines voller Leichtigkeit. Als „Froschberater“ gießt der Figurenspieler und Puppenbauer Michael Hepe Wasser auf den verborgenen Inhalt des geöffneten Schrankkoffers. Flapp, da sitzt ein großer Frosch oben auf der Spielfläche. Wenig später erscheint die große Prinzessin mit ihrem Lieblingsspielzeug, der goldenen Kugel in der Hand des Figurenspielers, die aus dem Ärmel des Prinzessinnenkleids hervorschaut.

Mehrfach berät Heinrich den grünen Hüpfer in Sachen Prinzessinnen-Eroberung. Doch der Frosch – ganz kindlich und naiv – hört nicht auf ihn. Er glaubt der Prinzessin ihr Versprechen, ihn in ihr Kämmerchen und ihr Bett zu lassen, wenn er ihr nur die goldene Kugel wieder aus dem Brunnen holt. Als er sie aufsucht, schenkt er ihr eine matschige Seerose.

Wechselt die Berater- und Erzählebene zur Märchenspielebene, führt Michael Hepe Prinzessin wie Frosch als kleine Puppen und ändert die Stimm- und Tonlage. Mühelos bringt er die unterschiedlichen Sprachen zur Geltung: die der Grimms – das ganze Märchen wird nahezu wortgetreu erzählt – und die eher lockere des Frosch-Heinrich-Dialogs. Genauso mühelos scheint sein miteinander verwobenes Schau- und Figurenspiel, das immer präzise bleibt.

Einer der Höhepunkte der Inszenierung ist die musikalische Einlage, bei der drei an der Querstange tanzende Frösche die Backing Vocals für den Frosch-Schlager „Er ist ein Amphib … lieb“ singen. Was albern sein könnte, ist hier sehr lustig. Das gelingt auch deshalb so gut, weil Karl F. Parnow-Kloths Musik aus dem Off immer unaufdringlich und stimmig ist, ob als witzige Einlage oder atmosphärische Untermalung.

Nachdem es im eckigen Puppenstuben-Turm ordentlich geknallt, geraucht und bunt geflimmert hat, erscheint der Prinz mit rosa Laken um die Schultern auf der Koffer-Spielfläche. Noch einmal vergisst er kurz, dass er jetzt ein Mann ist und beklagt sich pubertär: „Rosa ist doof.“

Am Ende, als der Wagen zu brechen scheint, tatsächlich aber dem Diener Heinrich die eisernen Bänder vom Herzen „springen“, zeigt sich noch einmal die Klasse des Eckerken Theaters: Jedes der drei Bänder wird mit einer eigenen spielerischen Variante bedacht. Eine Inszenierung, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu unterhalten vermag.

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