Highlight / Kritik / Schauspiel

Der Hässliche

Theater Kontraste, Komödie Winterhuder Fährhaus
Der Hässliche

Lette (Harald Weiler) will ein neues Gesicht. Der Schönheitschirurg (Dirk Hoener) kann helfen

Text: Christian Hanke | Foto: Oliver Fantitsch

Das ist ein Schock für Herrn Lette. Den erfolgreichen Mitarbeiter einer Elektro-Firma halten alle für hässlich, wovon Lette nichts wusste. Erst als sein Chef einen Assistenten bei der Präsentation einer Erfindung von Lette auf einem Kongress bevorzugt, wird es offensichtlich: Lettes Gesicht wirkt nicht verkaufsfördernd. Als ihm auch seine Frau gesteht, ihn schon immer für hässlich gehalten zu haben, investiert Lette in eine Schönheits-OP.

Die Macht der Schönheit, normierte Erfolgsrezepte und den Kampf um die eigene Identität nimmt Marius von Mayenburg in seiner skurrilen Komödie „Der Hässliche“ unter die Lupe, die jetzt im Theater Kontraste Premiere hatte.

Die Schönheits-OP beschert Lette zunächst ein traumhaftes Leben. Nun darf er alle Produkte seiner Firma präsentieren, denn er hat jetzt ein richtiges Verkaufsgesicht. Die Frauen stehen Schlange. Lette kann überall wählen – bis Lettes Gesicht nicht mehr einzigartig ist. Immer mehr Menschen wollen dieses Erfolgsgesicht. Identitäten verschwimmen. Niemand weiß mehr, wer er wirklich ist. Die Frauen nehmen mal diesen, mal jenen mit dem Lette-Gesicht. Für den Original-Lette wird die Schönheits-OP zum Albtraum.

Harald Weiler als Lette sowie Kerstin Hilbig, Dirk Hoener und Ole Schloßhauer in verschiedenen Rollen entwerfen in der präzisen Regie von Meike Harten in kurzen, ineinander greifenden Szenen, in denen die Identitäten ebenso nahtlos ineinander übergehen, ein groteskes Abbild unserer schönheits- und erfolgsorientierten Gesellschaft mit Tendenz zum Einheitsideal. Sehenswert! Vorstellungen bis 17. Mai.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*