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Die Welt steht fpoK

Fundus Theater
Die Welt steht fpoK

Etwas aus der Art geschlagen: Ein Tieftöner in Hochstimmung

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Teresa Hoffmann

Das Publikum schaut erwartungsvoll auf die helle Bühne, und die Tänzerin schaut neugierig zurück: Rücklings mal unter ihrem gewinkelten Arm hindurch, wie durch ein kleines Fenster, oder auch kopfüber zwischen ihren geöffneten Beinen; dann wendet sie sich zu den Zuschauern und macht eine imaginäre Tür mit ihren Händen vor dem eigenen Gesicht auf. Die Verwandlung kann losgehen.

Für sich und ihren Tanzpartner Marc Carrera choreografierte die Tänzerin Teresa Hoffmann das 35-minütige Tanztheaterstück „Die Welt steht fpoK“, Kilian Müller begleitet die beiden spielend auf dem Kontrabass. Ohne ein gesprochenes Wort erzählen die drei beim Kindertheatertreffen 2019 von abenteuerlichen Begegnungen unterschiedlicher Tiere. Zunächst rutschen und hopsen zwei Frösche auf dem Po umher – mehr als Froschaugen (geballte Hände vor den Augen) und Froschbeine (seitlich aufgeklappt) sind dazu nicht nötig. Die frechen Hüpfer stupsen den Musiker an – und verwandeln sich umgehend in unsicher tappende Vögel: Nun recken sie mit tief vornüber gebeugtem Oberkörper ihre Pos dem Publikum entgegen, balancieren X-beinig auf dem Ballen und flattern seitlich mit kurzen Flügelchen. Zu Meeresrauschen aus dem Off wackeln ihre Beine dann senkrecht sanft in der Luft hin und her – die beiden Tänzer liegen auf dem Rücken und mutieren zu Quallen unter Wasser.

Da der Musiker plötzlich Pause hat, legt er sich hin und schläft. Währenddessen wird sein Kontrabass gestohlen – und der tritt eine abenteuerliche Reise an: Wie ein Schiff schwimmt das hölzerne Instrument übers Meer davon, strandet auf Sand, steigt mit Vögeln zu den Wolken auf und besucht schließlich Mond und Sterne am Nachthimmel. Dies allerdings ist nicht live auf der Bühne, sondern als liebevoll gestalteter Trickfilm auf einer Projektionsfläche zu sehen – in der Manier animierter Knete- und Papierfiguren. Vermutlich hat der schnarchende Musiker diese Reise nur geträumt, denn als er erwacht, liegt das riesige Instrument wie eine Decke auf seinem Bauch.

Im Finale trifft der Kontrabass auf seine kleineren Geschwister Cello und Geige, und mit einem weiteren Zwillingsbruder – der ihn noch um einige Zentimeter überragt – spielt der riesige Klangkörper ein saitenstrapazierendes Streichkonzert, das sich in Tempo und Lautstärke gründlich steigert – wie sich das für ein dickes Ende gehört.

Fasziniert folgen die Kinder dem fantasievollen Spiel, in dem die drei Darsteller gleichberechtigt und überraschend miteinander agieren. Der Choreografin gelingen stimmige und starke Bilder, die tatsächlich Sehgewohnheiten auf den Kopf stellen.

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