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Drachen Probe

Fundus Theater
Drachen Probe

Kindertheater mit Köpfchen: Puppenspielerin Tine Krieg

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Fundus Theater

Da rollen Köpfe! Aus einer Puppenkopf-Sammlung an der Wand zielstrebig auf den Hals einer Flasche. Und nachdem unterhalb des Flaschenhalses zwei schlenkernde Arme angeheftet werden, steht da plötzlich ein Mann. Der mutiert zum König, als er die Krone aufgesetzt bekommt. Da er in genau diesem Moment lebendig wird, nimmt er kurzerhand selbst seine Kopfbedeckung wieder ab, poliert das gute goldene Stück mit der Handfläche nach – und die Geschichte kann losgehen …

Nein, kann sie nicht. Denn die Geschichte entsteht erst: Der Titel „Drachen Probe“ ist wörtlich gemeint, es wird also noch geprobt. Das Theaterstück für Kinder ab fünf Jahren zeigt, wie ein Puppenspiel zusammengebaut wird, wie aus Einzelteilen ein Ganzes entsteht und wer daran beteiligt ist. Regisseurin Sylvia Deinert erklärt dem Publikum, was Regie meint, warum die Puppenspielerin Tine Krieg ihre Stimme verstellen muss und wie wichtig die Musik von Tanja Gwiasda für eine Szene werden kann.

Nach dem König nehmen dessen Tochter, also die Prinzessin, und ein Hofrat per bewährter Methode „Kopf findet Körper“ nach und nach Gestalt an. Die jungen Zuschauer haben durchaus ein Mitspracherecht, wenn es darum geht, welches Gesicht den jeweiligen Hals zieren soll – eher frech und fröhlich oder doch lieber nachdenklich.

Über das Königreich erfahren die Zuschauer dann doch einiges: Jedes Jahr muss ein Mädchen dem Drachen des Landes vorgeworfen werden, damit im Volk Arbeit und Wohlstand erhalten bleiben. Und dann stellt die königliche Kleinfamilie erschrocken fest: Es sind keine Mädchen mehr übrig, die Prinzessin ist das letzte ihrer Art. Bereit, sich für das Vaterland zu opfern, macht sich die Kleine auf den Weg zur Drachenhöhle. Und das hätte ganz böse ausgehen können, wären da nicht der Gärtner und sein Sohn, die sich auf dem Nebenschauplatz am Königsschloss tummeln und ein Geheimnis hüten …

Das Besondere an dieser einfachen Märchenhandlung ist das Unfertige. Charmant und witzig probiert Tine Krieg unterschiedliche Stimmen für den Gärtnersohn aus oder gibt vor, die beste Möglichkeit zur Entlarvung des machthungrigen Hofrats erst im Dialog mit der Regisseurin finden zu müssen. Natürlich geht am Ende alles gut aus – und fast unmerklich ist aus dem zu Beginn skizzenhaft Angelegten dann doch noch eine runde, spannende Geschichte geworden.

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