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Frankenstein / Prometheus

Theater Das Zimmer
Frankenstein / Prometheus

Drei Außerirdische wollen die Menschheit retten: Hanna Hagenkort, Stephan Arweiler und Sandra Kiefer (v. l.)

Text: Christian Hanke / Foto: Lars Klein

Sie haben Großes vor, die drei Außerirdischen im glitzernd-futuristischen Outfit, die im Gleichschritt Hamburgs kleinste Bühne betreten – das größte Denkbare, die Rettung der Gattung Mensch. Da bieten sich zwei berühmte Vertreter aus Sagenwelt und Science-Fiction-Roman als Vorbilder an: Prometheus, der Titan, der den Göttern die Stirn bietet, um die Menschen weiter zu entwickeln, und Mary Shelleys Frankenstein, der  mit demselben Ansinnen einen künstlichen Menschen erschafft. „Frankenstein / Prometheus“ heißt das Stück von Dietrich Trapp, das kürzlich in der Regie von Lars Ceglecki im Theater Das Zimmer uraufgeführt wurde.

In einem hölzernen Gerüst, das intelligent bespielt wird, ziehen die drei Menschenretter bitter sarkastisch über die moralisch hoffnungslos verdorbenen Erdenbewohner her, zitieren dann Goethes Gedicht „Prometheus“: „Ich kenne nichts Ärmeres / Unter der Sonn als euch Götter …“

Der hat’s versucht, sich gegen die Götter erhoben und den Menschen in den Mittelpunkt seiner Bemühungen gestellt. Anschließend wird in Kurzform die Geschichte von Frankensteins Monster aus Mary Shelleys berühmten Roman gespielt, das auf Riesenstelzen als gefürchtete Kreatur (beeindruckend akrobatisch: Hanna Hagenkort) umherirrt, davon beseelt, sich für die Lieblosigkeit, die ihm entgegenschlägt, zu rächen.

Über die Shelleys kehrt das außerirdische Trio zu Prometheus zurück, ist doch das Hauptwerk von Perry Bysshe Shelley, Dichter der Romantik und Ehemann von Mary Shelley, das Versdrama „Der entfesselte Prometheus“, in dem der Autor nur in der verzeihenden Liebe die Erlösung der Menschheit sieht. Die Außerirdischen können dem nicht folgen, finden aber auch keine überzeugende Lösung. So verläuft das Stück am Ende irgendwie im Sande. Auch die drei schlagfertigen und mit viel sarkastischem Humor gesegneten Außerirdischen, bestens dargestellt durch Hanna Hagenkort, Sandra Kiefer und Stephan Arweiler, können die Welt nicht retten. Nicht die ersten, die sich an dieser Aufgabe verhoben haben.

Weitere Auführungen: 30./31.5., 20 Uhr, 1./2.6., 20 Uhr, 3. und 10.6., 16 Uhr,
Theater Das Zimmer, Tel. 69 65 05 05.

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