Apropos ...

Für kleine Geldbeutel

Neulich war mein Portemonnaie wieder mal ziemlich leer. Da denk ich so vor mich hin, wie ich mich trotzdem möglichst spontan preisgünstigst mit der süßen Milch des Kunstgenusses volllaufen lassen könnte. Ich stöbere drum so im Internet herum und werde auf der Seite der Kulturbehörde fündig. Sie umgarnt mich geradezu, voll süffiger Verlockungen: „Kultur für jedermann – Low-Budget-Theater: Wer glaubt, der Zugang zu Kultur sei ausschließlich kostspielig, der irrt. Von Theater bis Museum – alles für den kleinen Geldbeutel. Hier zeigen wir Ihnen Kultur-Angebote, die kostenlos oder kostengünstig sind.“
Ja, wo gibt’s denn sowas? Hier wohl! Also munter losgeklickt, mal den Theater-Link anschauen. Das erste super Angebot zum kostenlosen Theaterbesuch: Freilufttheater mit den Elfen im Park! Ja, da würde ich gerne hin, dumm aber dass die nur im Sommer spielen – äh, gespielt haben würden. Die gibt es ja schon seit drei Jahren nicht mehr. – Macht nix: weiter!
Hamburger Sprechwerk. Das kenn ich, da geh‘ ich gern mal wieder hin. „Karten in der Regel 12 Euro“, steht zu lesen. Hab ich eigentlich auch nicht, aber wenn ich mir beim Flamenco-Abend ordentlich einheizen lasse, kann ich mir das Abendessen sparen. Uuups: kostet leider 24 Euro plus Vorverkaufsgebühr. Dann zum Orwell-Abend. Ne, 18,30 Euro ist jetzt auch nicht die Kultur für jedermann. Immerhin doch: Improtheater für 10 Euro. Das könnte ich ja mal überlegen.
Es folgt der Link zur Hamburger Theaternacht, aber die ist nur einmal im September und kostet für spontane Besucher auch 17 Euro und nicht 14 Euro, wie die Behörde meint. Dann freue ich mich vielleicht besser auf das Kampnagel Sommer Festival Anfang August. Da gibt es angeblich auch mal was ganz und gar gratis. Hm, kann ich aber nicht entdecken. Unter 14 Euro – oder doch eher 18 Euro – werde ich da nix.
Das Kellertheater wird mir für stattliche 14 Euro empfohlen, kostet aber für ausweislose Menschen wie mich in der Regel denn doch 15 Euro. Das ist auch der gängige Tarif im Lichthof Theater. Oh, da könnte ich mal zu ner öffentlichen Probe für 5 Euro. Das ist was für mich.
Das Monsun Theater könnte ich spontan für 16 Euro aufsuchen – auch wenn die Behörde mir anderes andeutet und vorausgesetzt die Abendkasse bietet noch Karten. Das nächste Theater auf der Liste ist das Eimsbüttler Theater N.N. Moment, das ist doch der Laden, dem die Kulturbehörde den Zuschuss gestrichen hat und wo der letzte Vorhang letztes Jahr fiel. Immerhin soll es da mal Tickets für 9 Euro gegeben haben. Nützt nu’ aber auch nix mehr.
Bleiben als letzte auf der Liste die University Players. Cool, da kann ich in einem Atemzug Theater gucken und mein Englisch auffrischen. „Studenten, Auszubildende, Schüler und Arbeitslose zahlen 5 Euro“, weiß die Website der Kulturbehörde. Aber was ich zahlen müsste, erfahre ich nicht, weil der Link zum Theater nicht funktioniert. Als ich dessen Site trotzdem ausfindig mache, verraten die mir auch nichts über ihre Preise. Und ob sie Ältere ohne Ausweis überhaupt reinlassen.
Die Liste ist erschöpft. Ich auch. – Morgen gehe ich aber trotzdem aus dem Haus: Ballett gucken. Kranballett an der Elbphilharmonie. Ganz umsonst und draußen.

Estragon

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