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Geld regiert die Welt

„Gethsemane“, Ernst Deutsch Theater
Gethsemane

Die aufmüpfige Tochter der Ministerin (Julia Sewing, l.) und ihre Lehrerin (Isabell Fischer) haben einiges gelernt

Wohl dem Theater, das ein Stück über die Verquickung von Politik und Wirtschaft spielt und eine Drehbühne hat. Diese Technik eignet sich famos, um das ewige Karussell aus Macht und Einfluss, das Politik und Wirtschaft immer wieder unheilvoll zusammenführt, in ein bewegtes Bild zu fassen. So dreht sich das Bühnenbild derzeit im Ernst Deutsch Theater Szene für Szene, denn auf dem Spielplan steht die deutschsprachige Erstaufführung von „Gethsemane“, einem Stück über eben dieses Thema von dem renommierten britischen Dramatiker und Drehbuchschreiber David Hare.

Die Innenministerin und der Ministerpräsident sind bestens bekannt mit einem finanzstarken Medienunternehmer, der die Regierung unterstützt und dafür mit niedrigen Steuern belohnt wird. „Sie geben Geld, damit sie es behalten können“ – so wird das Verhalten der Wirtschaft treffend charakterisiert. Doch eine 16-Jährige bringt die bestens ausbalancierten Geschäftsbeziehungen ins Wanken und ihre Mutter, die Innenministerin, fast um ihren Job. Denn Suzette, die aufmüpfige Tochter der Ministerin, hat an der ungeliebten Privatschule kräftig gekifft und müsste eigentlich von der Schule fliegen. Doch weil besagter Medienunternehmer Otto Fallon der Schule eine Sporthalle spendiert, darf Suzette bleiben. Das findet die aber nicht richtig und droht ihrer Mutter, ihre Drogenexzesse öffentlich zu machen. Als sie dann auf einer Party noch mit vier Männern hintereinander schläft, ist der Skandal perfekt, denn einer aus dem Quartett ist Journalist. Ihm gelingt es, selbst aus seinem Fehlverhalten noch schreibend Kapital zu schlagen. Unterstützung erhält Suzette von ihrer früheren Lehrerin Lori Drysdale, deren Mann Mike ausgerechnet für Fallon arbeitet, zu diesem aber eine kritische Distanz wahrt.

Das Ende vom Lied: Suzette wird aus der Schusslinie gezogen, und das gute Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Politik läuft reibungslos weiter. Die Drehbühne läuft zu Hochform auf.

Rüdiger Burbach hat das ordentliche Stück solide mit einem guten Ensemble und einigen exzellenten Darstellern inszeniert. Peter Franke glänzt als jovial-machohafter Unternehmer ebenso wie Meike Harten in der Rolle der immer beherrschten, kühlen Innenministerin. Isabell Fischer und Mike Olsowski bilden ein starkes Gegenpaar, das den Mächtigen mutig Wahrheiten ins Gesicht sagt, und Julia Sewing setzt als punkig-trotziger Irrwisch Suzette einen gelungenen Kontrapunkt zu den Erwachsenen.

Text: Christian Hanke
Foto: Oliver Fantitsch

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