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Hunger und Durst

Theater im Zimmer
Hunger und Durst

Jessica Rusch, Ines Nieri und Lena Ahlreip (v.l.) in Hans-Peter Kurrs Inszenierung „Hunger und Durst“ von Eugène Ionesco

Text & Foto: Christian Hanke

Vorhang auf im Theater im Zimmer! Am Donnerstag, dem 29. Oktober, wird in dem kleinen feinen Theater an der Alsterchaussee 30 endlich wieder eine Theaterpremiere stattfinden. In Anlehnung an die frühere Leiterin Gerda Gmelin ein Stück von Eugène Ionesco, das dort vor 45 Jahren gespielt wurde. „Hunger und Durst“, das letzte Stück einer Serie des berühmten Dramatikers des absurden Theaters. „Es ist sein Bestes“, findet Hans-Peter Kurr, der sowohl damals als auch heute wieder Regie führt. Kurr, der am Theater im Zimmer inszenierte und spielte, hat ein junges Ensemble aus eigenen Schülern und ehemaligen Schülern einer Hamburger Theaterschule, an der er unterrichtet, um sich geschart.

Genau im richtigen Moment hatte sich der erfahrene Theaterhase um das Theater im Zimmer als Aufführungsstätte gekümmert. Über seine guten Verbindungen in Hamburgs Theaterszene erfuhr Kurr, dass die Musikhochschule, die das Theater im Zimmer in den letzten Jahren genutzt hatte, ausgezogen war. „Aus Kostengründen und weil wir in ein provisorisches Domizil in die City Nord umgezogen sind“, erläutert Gabriele Bastians, die Sprecherin der Hochschule. Kurr wandte sich an Richard Kunicki, der das Theater im Zimmer 2002 erworben und für 3,5 Millionen Euro komplett umgebaut hatte. Nach dem Flop mit einem in allen Räumen spielenden Theaterstück hatte Kunicki das Theater für Firmen-Events und Seminare vermietet, bis die nahegelegene Musikhochschule Interesse zeigte.

Nun soll das Theater ins Haus zurückkehren. „Ich bin auf der Suche nach einer vernünftigen Nutzung“, erzählt Kunicki. Mit Kurr versucht der Eigentümer den Bogen zur Vergangenheit des Theaters zu schlagen. Die alten Zeiten des Avantgarde-Theaters unter Gerda Gmelin könnten wieder aufleben. Die langjährige Leiterin (1959–1999) entdeckte viele unbekannte Autoren für Hamburg, so in den 1960er Jahren auch die Absurden wie Ionesco. Ihr Vater Helmuth Gmelin hatte das Theater 1948 tatsächlich in einem Zimmer, auch in der Alsterchaussee, gegründet.

Theater wird aber nur funktionieren, wenn die klassizistische Villa, ein früheres Sommerhaus aus dem Jahre 1829, auch wieder für Events aller Art vermietet wird. Hans-Peter Kurr muss, wie für freie Theater üblich, Geld mitbringen. „Wir haben nichts, weder Geld noch Technik. Wir machen alles selbst“, erzählt der  78-jährige Theatermann. Aber er hat viel jungen Enthusiasmus und beachtliches Können um sich. Denn die jungen Mimen sind Profis, und einige von ihnen, wie Ines Nieri, waren schon häufig in Hamburg zu sehen. Die Atmosphäre erinnert Hans-Peter Kurr an seine eigene Jugend im Theater im Zimmer. Im Alter von 29 Jahren wurde er durch einen Regisseur an Gerda Gmelin vermittelt, die ebenfalls mit dem Geld knapsen musste. „Wir bekamen sieben Mark Abendgage und gingen anschließend in die gegenüberliegende Kneipe. Dann war das Geld weg“, erinnert sich Kurr. Gespielt wird an drei Orten im gesamten Raum, der früher Bühne und Zuschauerraum war; die alte Bühne gibt es nicht mehr.

Bei diesem Theatereinstieg soll es nicht bleiben. Die Kulturbehörde hat Subventionierung signalisiert, wenn Kurrs Start erfolgreich wird. Zum Januar 2016 könnte eine nächste Produktion folgen.

Aufführungen vom 29.10. bis 7.11., 20 Uhr (31.10. und 1.11. auch 15 Uhr),
Theater im Zimmer, Alsterchaussee 30,  Karten unter Tel. 44 02 98 und an der Abendkasse

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