Kritik / Musiktheater

Jephta

Kampnagel
Text: Dagmar Ellen Fischer

Eine Geschichte aus dem Alten Testament zu Kirchenmusik des 18. Jahrhunderts mit Kunstgesang in englischer Sprache — das hätten zwei lange Stunden werden können. Stattdessen war es großartiges Musiktheater: In den Händen von Regisseurin Lydia Steier mutiert Händels Oratorium „Jephta“ zum unterhaltsamen Abend.

Laut Bibel macht der mutige Jephta einen Deal mit Gott: Sofern er siegreich aus dem Krieg zurückkehren wird, opfert er das Erste, das ihm begegnet. Er siegt — und sieht bei seiner Heimkehr zuerst seine Tochter … Dass immer klar ist, was gerade passiert, ist einem wunderbaren Erzähler (Christian Ballhaus) zu verdanken, der die dramatische Geschichte in klaren Sätzen zusammenfasst. Das macht er für eine Schülerschar – so die Rahmenhandlung – und vor deren Augen wird das Erzählte plötzlich lebendig und nimmt mitten unter ihnen Gestalt an. Diese Schar bildet den Chor, der mit Gesang und Körpersprache gleichermaßen beeindruckt. Zusammen mit den stimmstarken Solisten und dem herausragenden Orchester unter Leitung von Konrad Junghänel wird aus der geistlichen Musik ein sinnliche, freche Inszenierung.

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