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Mein Weg zu Eleonora Duse

Hamburgische Staatsoper
Eleonora Duse

Das Publikum lag ihr zu Füßen: Eleonora Duse (1858-1924)

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Aimé Dupont

Was für eine beeindruckende Zahl: Zur 212. (!) Ballett-Werkstatt lud John Neumeier am Sonntag in die Staatsoper! Seit seinem Start in Hamburg 1973 lässt sich der Ballettintendant in diesen Matineen mehrmals pro Spielzeit über die Schulter in seine choreografische Küche schauen. Das Publikum liebt diese Mischung aus Proben-Atmosphäre und charmanter Moderation des Choreografen, immer sind die Werkstätten ausverkauft.

Die Werkstatt am 10. Januar stand unter dem Motto „Mein Weg zu Eleonora Duse“. John Neumeier beschrieb seine persönliche Annäherung an die italienische Schauspiel-Ikone: Vom Erstkontakt mit ihrer bahnbrechenden Bühnenkunst während seines Studiums in den USA bis zur wenige Jahre zurück liegenden Begegnung mit Weltstar Alessandra Ferri, die am 6. Dezember 2015 die Titelrolle im Ballett „Duse“ tanzte und nun sogar noch einmal in der Werkstatt auftrat. Nicht biografische Fakten, sondern die Essenz einer Situation wolle er darstellen, so Neumeier. Beispiel: Die stürmische Beziehung Duses zum eitlen Schriftsteller Gabriele D’Annunzio mit seinen exzentrischen sexuellen Vorlieben komprimiert er in einer Szene, in der permanentes Ungleichgewicht zwischen den Partnern herrscht. Das Publikum erfährt auch, dass die ausgefallenen Kostüme in der Commedia dell’arte-Szene von den Tanzenden mit gestaltet wurden.

Auf diese Weise züchtete der Hamburger Ballettchef über Jahrzehnte hinweg aus einem interessierten ein sachkundiges Publikum heran.

Und noch eine beachtliche Zahl: Für diese Ballett-Werkstatt zahlten die Besucher den doppelten Eintrittspreis, als Benefiz-Veranstaltung wurden 27.000 Euro durch Kartenverkauf eingenommen, die „Hamburg Leuchtfeuer“ zugute kommen.

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