Highlight / Kinder & Jugend / Kindertheatertreffen 2019 / Kritik

ottos mops

kirschkern Compes & Co. im Fundus Theater
ottos mops

Dem Rhythmus der Sprache auf der Spur: Sabine Dahlhaus (l.) und Monika Els

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Jobst von Berg

„Worte, die auf Zungen liegen – Worte, die das Ohr betrügen“, versprechen die beiden Spielerinnen in signalroten Kleidern reimend zur Begrüßung. Beim diesjährigen Hamburger Kindertheatertreffen tritt auch das Zirkus-Duo „Wonne & Entzücken“ auf: Sabine Dahlhaus und Monika Els entern die Bühnenarena – ein rundes Podest –, in der sie ihre „Gedichtrevue von Jandl bis Morgenstern“ zum Besten geben. Keine Story hemmt die überbordende Spiellust der beiden Darstellerinnen, sie zelebrieren reinstes Nonsenstheater aus Wortwitz und Körperkomik.

Jandl zitieren sie mit einem Zungenbrecher: „Manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern, werch ein Illtum!“ Gleich drei Mal wiederholt sich Christian Morgenstern, sein Mini-Gedicht vom Wiesel auf dem Kiesel trägt Dahlhaus auf hochdeutsch, dann in rheinischem Tonfall und schließlich mit französischem Akzent vor – jeweils in passender Pose. Zum Brüllen komisch auch die Szene mit Sängerin und Zuschauerin: Dahlhaus singt Fantasieworte stimmgewaltig im Vordergrund, während Els ununterbrochen niest, prustet, hustet, knistert und damit die eitle Künstlerin gründlich aus dem Konzept bringt.

„Ich bin ein einsamer Schaukelstuhl“, behaupten die beiden Wortakrobatinnen, schaukeln ihre Körper vor und zurück, während sie zwischen den Textzeilen auch das typische Knarzen alter Möbel hören lassen. Der Zuschauerzielgruppe ab sechs Jahren gefällt die wilde Verfolgungsjagd zwischen Polizei und Schmuckdieb unüberhörbar am besten. Und schließlich kommt er doch noch, der titelgebende Mops und sein Herrchen Otto: „ottos mops“ ist ein Gedicht von Ernst Jandl aus den 60er Jahren, das ausschließlich Worte mit dem Vokal O nutzt – und trotzdem eine witzige Geschichte erzählt; Dahlhaus wird dabei zum hechelnden Hund, den Els an der Leine führt, solange, bis „ottos mops kotzt“.

Die Inszenierung von Erla Prollius ist eine sensationelle Jonglage mit Silben, Lauten und Reimen, die Körpersprache ebenso pointiert einsetzt wie die gesprochene. Sabine Dahlhaus ist komischer denn je, Monika Els als Partnerin im Duett noch nicht so eingespielt wie ihre Vorgängerin Judith Compes. Dennoch: Diese 45 Minuten sind einfach umwerfend.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*