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Scherbenkonto

Monsun Theater
Scherbenkonto

Den Geschwistern Gabi (Claudia Reimer) und Frank (Torsten M. Krogh) bleibt nur die Flasche

Text: Christian Hanke | Foto: Tilla Lingenberg

Umzugskartons stapeln sich auf der Bühne. Die Geschwister Gabi und Frank inspizieren den Raum. Ihr Vater Gerd ist gestorben. Auch Heike ist da, Franks deutlich jüngere Freundin. Sie hat den Verstorbenen gepflegt. Die Kinder haben sich selten blicken lassen. Aus gutem Grund. Gerd war in ihren Augen ein Scheusal, auch wenn’s Heike nicht glauben kann. So wird nun das „Scherbenkonto“ auf- und abgerechnet in Tilla Lingenbergs gleichnamigen Schauspiel, das kürzlich im Monsun Theater gespielt wurde.

Gabi und Frank können auf kein erfülltes Leben zurückblicken. Und daran war, da sind sie sicher, ihr achtloser autoritärer Vater schuld, der Gabi, sein „Püppi“, zwar auf Händen trug. Aber natürlich war kein Mann gut genug für sie. Erst recht nicht der „prollige“ Nachbarsjunge mit der wunderbaren Stimme, der Gabi entjungferte. Auch Frank hat nur ungute Erinnerungen an seinen Vater. Doch es kristallisiert sich auch heraus, dass beide ihr verpfuschtes Leben nicht nur ihrem Erzeuger anlasten können. Gänzlich emotionsfrei machen sich die drei an die Abwicklung eines Lebens. Die gute Heike ist da keineswegs besser als die gebeutelten Geschwister, wie der makabre plötzlich ins Krimigenre hinüberrutschende Schluss zeigt.

Vieles wie schon oft gesehen in diesem Dreieckspsychospiel um kaputte Kindheit und Vater-Sohn- sowie Vater-Tochter-Traumata, könnte man denken. Doch eine spannende Dramaturgie, gute Dialoge und drei exzellente Schauspieler (Claudia Reimer, Pegan van Pelt und Torsten M. Krogh) machen aus dem „Scherbenkonto“ ein dichtes, jederzeit sehenswertes Theatererlebnis.

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