Apropos ... / Kolumne

Tarifsteigerungen

Zurzeit liest und hört man wieder von Intendanten, die sich verzweifelt zu den Tarifsteigerungen äußern. Woher sollen sie bei gleichzeitigen Etatschrumpfungen dieses Geld nehmen? Liebe Theaterleiter, Schluss mit dem Gejammer! Besinnt euch auf eure kreative Kompetenz. Auf zu neuen Konzepten im Zeichen des Zeitgeistes!

Macht doch eine super Bühnenshow, die das touristische Publikum von den Sitzen reißt. Mechanische Revuen mit zauberhaften Puppen in gigantischen Kostümen bewegen sich in grandiosen Kulissen. Nebelmaschinen spucken wabernde Wolken und verhüllen die lautlosen Umbauten, um anschließend noch eindrucksvollere Bildwelten zu enthüllen. Alles getaucht in eine spitzenmäßige Light- und Soundshow mit sämtlichen Effekten einer perfekten Bühnentechnik.

Solche Spektakel wären weder elitär noch würden Steuergelder verschwendet, da man auf hohe Eigeneinnahmen käme und sie sich im Laufe der Zeit selbstständig tragen könnten. Alle Festanstellungen würden erhalten und Tarifsteigerungen vorerst sicher auch kein Thema mehr.

Fragt da jemand nach den Schauspielern? Nun, die wenigen unkündbaren können Haus-Führungen übernehmen und dabei den einen oder anderen Schwank aus ihrer aktiven Zeit auf der Bühne zum Besten geben. Andere, die nicht in TV-Soaps neue Karrieren starten können, werden sich umschulen lassen und damit ihren Eltern endlich den Gefallen tun, einen anständigen Beruf ausüben.

Künstlerische Intendanten würden sich, dank neuem Konzept, selbst abschaffen, könnten allerdings, wie viele Kollegen aus der Wirtschaft, Consultants werden, um andere Theater zu beraten: jene konservativen Bühnen, die noch an Inhalte und einen Kulturauftrag glauben, Schauspieler beschäftigen und Stücke spielen. Aus Musentempeln würden Museentempel, was nach wie vor Kulturwirtschaft wäre, nur leicht verändert nach dem Motto: Zeitgeist ist, wenn Geist das Zeitliche segnet.

Text: Tilla Lingenberg

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