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„Unerhört intim“ und „Madame Dings“

Kulturhaus Eppendorf & Bürgerhaus Barmbek
Unerhört intim

Roberta (Renée Zalusky) und Mariano (Frank Meyer-Brockmann) haben so manchen Ehezwist auszutragen

Text & Foto: Christian Hanke

Brasilianisches Theater  in Hamburger Stadtteikultureinrichtungen. Kein Sambafestival, sondern zwei kluge Stücke von brasilianischen Autoren, die in ihrer Heimat stadtbekannt sind, hier aber nahezu niemand kennt. Inszeniert und gespielt von einem professionellen Ensemble. „Unerhört intim“ von Leila Assumpcao erzählt den Klassiker vom über fünfzigjährigen Mann, der seine etwa gleichaltrige Frau mit einer Mitte Zwanzigjährigen betrügt und verfolgt das Schicksal des Ehepaares über rund 40 Jahre. Mit erstaunlichen Entwicklungen. „Unerhört intim“, 2001 uraufgeführt, war in Brasilien ein Straßenfeger, weil es Liebe und Sex im Alter sehr realistisch und tabulos mit viel Humor beschreibt. Außerdem war Leila Assumpcao ein bekanntes Model, die, damit nicht ausgefüllt, die Schauspielerei erlernte und schließlich Theaterstücke schrieb. Viele Texte über unterdrückte Frauen, die im Macho-Brasilien der 1960er Jahre zu Verboten führten.

Ein Frauenschicksal beschreibt auch Rodrigo de Roures Stück „Madame Dings“, ein faszinierendes Solo für eine ältere Schauspielerin. Eine betagte Frau erzählt, was sie immer schon einmal sagen wollte. Befreit von den Zwängen der Ehe, des Staates und der Kirche.

Regisseurin Sylvia Richter, Nachfahrin der in Hamburg bekannten Theaterdirektoren Carl und Alexander Richter, die in den 1920er Jahren bis zu vier Theater in St. Pauli und an den Großen Bleichen betrieben, wurden beide Stücke von einer befreundeten Dramaturgin empfohlen. Sie inszenierte mit den Hamburger Schauspielern Renée Zalusky und Frank Meyer-Brockmann („Unerhört intim“), die an vielen Hamburger Theatern spielten, und der großartigen Rosemarie Wohlbauer in der Rolle der Madame Dings.

Wie sich Roberta und Mariano in „Unerhört intim“, in Richters Inszenierung „Un_erhört – ein Theaterprojekt“, zoffen und wieder annähern, wenn Mariano bekennt: „Ich platze vor Lebenslust“ und Roberta erzählt: „Ich war mir im Laufe der Ehe selbst abhanden gekommen“, dann ist der Wiedererkennungswert groß. Ebenso, wenn Madame Dings ihr Leben Revue passieren lässt. Zwei Stücke direkt aus dem Leben gegriffen, voll warmherzigem Humor.

Madame Dings: 20.10, 20 Uhr und 22.10. 16 Uhr, Kulturhaus Eppendorf, Julius-Reincke-Stieg 13a
Unerhört intim: 21.10., 20 Uhr, 22.10., 19 Uhr und 27.10., 20 Uhr, Bürgerhaus Barmbek, Lorichsstraße 28a

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