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Gummi-T.

Vierhuff Theaterproduktionen im Lichthof Theater
Gummi-T.

Das Fiesling-Trio mit Gummi-T. Ivan (rechts: Felix Maue)

Text: Angela Dietz | Foto: Gero Vierhuff

Ivan Olsen soll stark wie Tarzan sein. Doch er hat vor allem und jedem Angst. Jeden Tag sperren ihn die großen Jungs ins Klo und schütten ihm Wasser in die Hose – Hosenwasser. Regisseur Gero Vierhuff hat den modernen Kinderbuch-Klassiker von Ole Lund Kierkegaard in eine super-komische Slapstickkomödie verwandelt. Das Schauspieler-Team – Felix Maue (Ivan), Arnd Heuwinkel (Vater), Karl-Heinz Ahlers (Hexe) und Christopher Weiß (Lehrer) – turnt, lautmalt, spricht und heult um die Wette. Ihre Spielfreude auf der Bühne im Lichthof Theater ist ein großer Spaß.

Turnen, oh weh! Der arme Ivan! Wenn der Kasten nur nicht so hoch wäre. Doch ehe sich der Zuschauer versieht, ist nicht nur Ivan auf der Nase gelandet und hat schon wieder Nasenbluten, sondern ist auch der Kasten auseinandergenommen, und – zack – sitzen drei Jungs in Kastenklos. Heuwinkel, Ahlers und Weiß spielen fliegenden Rollenwechsel. Die Fahrradlenker in der Luft, heben sie als die drei großen Jungen fast ab. „Aufsitzen, Männer! Kickstarter raus!“ Eben um die Ecke gebraust, kommen sie sogleich als Mutter, Hexe, Lehrer oder Vater wieder. Zwischendurch sitzt der dünne Ivan traurig da und erzählt, wie er sich fühlt.

Nur vor der Hexe, vor der alle Angst haben, fürchtet sich der Gummi-Tarzan nicht. Sie gewährt ihm einen Wunsch. Ivan, der noch nicht mal richtig lesen kann, ist diesmal schlau. „Alle meine Wünsche sollen in Erfüllung gehen“, fordert er die Hexe heraus. Und die sieht seine Not und erfüllt seine Wünsche. Doch wie das mit dem Wünschen so ist, hat die Sache einen Haken. Nur für einen Tag ist Ivan schlauer und stärker als alle anderen. Aber das ist ein Heidenspaß und diesmal für ihn.

Yvonne Macours Bühne mit den Turnkästen, die sich durch wenige Handgriffe dauernd verändert, gibt der Geschichte zusätzlich Tempo. Die Kostüme, ebenfalls von Macour, sind bis ins Detail liebevoll ausgearbeitet und stärken die Komik der Figuren. Die Musik (Roman Keller) aus der Konserve – ob Xylophon, Ratsche oder Farfisa-Orgel – erzeugt eine Stimmung wie in Stummfilmklassikern à la „Die kleinen Strolche“. Doch neben Tempo und Slapstick gibt es auch stille Momente. Immer dann, wenn Ivan allein über sein Leben sinniert, kehrt Ruhe ein. Und eigentlich ist die Geschichte vom Außenseiter, der jeden Tag gepiesackt wird, eine traurige. Doch das vergisst man bei Gummi-T. die meiste Zeit. Denn das Publikum kann sich schütteln vor Lachen, vor allem über die Fieslinge und den großmäuligen Vater, der selbst ein Gummi-Tarzan ist.

Auffüh­rung am 22. Februar 2014 beim Hamburger Kinder­theater Treffen „Auf die Plätze …“ im Fundus Theater

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