Highlight / Kinder & Jugend / Kritik

Wagner.nextGeneration

Monsun Theater
WAGNER.nextGENERATION

Die Feen (Sofie Esher und Lara Hüsges, v.l.) schäkern mit Arindal (Georgii Fedorov)

Text: Lisa-Ursula Tschanz | Foto: Francoise Hüsges

Wagners Oper „Die Feen“ mit Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen neu inszenieren? Eine kaum vorstellbare Idee. Genau das scheint der Ansporn zu sein, den sich Jugendliche aus Hamburg und St. Petersburg unter der Leitung der Regisseurin Francoise Hüsges und der Komponistin Svetlana Lavora gesetzt haben. Wer nichts wag(ner)t, der nichts gewinnt. Die Projektidee zu WAGNER.nextGENERATION ist aufgrund eines Jugendaustausches 2011/2012 mit dem deutsch-russischen Musiktheaterprojekt „Alice im Wunderland“ entstanden. Das Ziel, Kinder- und Jugendkultur zwischen den Partnerländern zu fördern und auszutauschen, ist sicht- und hörbar gelungen.

Der Zuschauer blickt durch zarte Vorhänge, welche die Bühne teilen, auf das Orchester von Svetlana Lavora (Anastasiia Voytceshko, Klavier; Zlata Voinova, Querflöte; Avgusta Zinina, Violine; Natalia Kolosova, Violoncello) und wird sogleich durch die ersten Klänge in Wagners erste Oper „Die Feen“ entführt. Die jungen Schauspieler verbindet allesamt die große Freude am Spiel und die starke Bühnenpräsenz, wobei die Feen Zemina, gespielt von Lara Hüsges, und Farzana, gespielt von Sofie Esher, sich trotz ihrer Hinterlistigkeit und ihrer ausgeprägten Körperlichkeit, oder gerade deshalb von Anbeginn in die Herzen der Zuschauer spielen. Die Ausdauer, Begeisterung und Spiellust der beiden jungen Damen ist bemerkenswert. Der etwas schlaksig wirkende Arindal (Georgii Fedorov vom Sankt Petersburger Konservatorium „Rimski-Korsakow“) klagt sein Leid in seiner Heimatsprache. Das Hindernis des Sprachverständnisses macht er mit seiner Mimik und seiner wundervollen Gestik wett. Das Orchester begleitet die Spieler gekonnt und allmählich wird die Grenze der Sprache durch die emotionale Kraft der Musik aufgebrochen. Die Feenkönigin Ada (Helena Wasle) verzaubert mit ihrer zarten, schier zerbrechlichen Erscheinung und überrascht ungemein mit ihrem Stimmvolumen. Ihre gewaltigen Arien hinterlassen Gänsehaut.

Zur Geschichte: Ada und Arindal sind füreinander bestimmt, jedoch stammen sie aus zwei verschiedenen Welten. Ada lässt Arindal und seinen Freund Gernot, gespielt von Katharina Goldt, der nur Flausen, Party und seine Drolla (ebenfalls Lara Hüsges) im Kopf hat, in ihr Paradies. Dies ganz zur Missgunst der Feen, die sich Sorgen, Ada könnte ihre Unsterblichkeit durch die Liebe zu Arindal verlieren. Dies wäre der Untergang für ihr Reich. Arindal aber heiratet Ada und die beiden bekommen zwei Kinder. Die Feen locken Arindal in eine Falle, welche die Verbannung seiner selbst und Gernots aus dem Paradies zur Folge hat. In Arindals Land herrscht Krieg und er wird erwartet. Er kann nicht mit dem Verlust seiner Kinder umgehen und ist zum Scheitern verurteilt. Ada kämpft mit der Sehnsucht nach ihrem Liebsten, die sie so weit treibt, dass sie bereit ist, für ihn alles aufzugeben, sogar ihre Unsterblichkeit. Arindal versteht sie nicht, verurteilt ihre Gedanken und verflucht sie. Ada verwandelt sich durch den Fluch zu Stein. Die Geschichte scheint kein gutes Ende zu nehmen. Es gibt nur ein Mittel, den Fluch zu brechen – die Musik!

Im September trafen die russischen und deutschen Schauspieler und Sänger erstmals mit dem fast hundertköpfigen Mädchenchor Hamburg zusammen und gestalteten gemeinsam en performatives Konzert als Vorstufe zur theatralischen Umsetzung. Was innerhalb von diesen zwei Monaten offensichtlich intensivster Arbeit entstanden ist, ist schlicht und einfach großartig! Mit viel Liebe zum Detail, tollen Tanzeinlagen, wunderschönen Kostümen (von Ines Schönemann), einem großartigen Licht- und Raumkonzept auf der Bühne des Monsun Theaters und dem gnadenlosen Einsatz eines jeden Beteiligten ist eine echte Perle entstanden. Ebenso zu den Highlights des Abends zählt das Einspielen des Mädchenchors während verschiedenen Szenen, unterstrichen durch die Projektion dessen Gesichter auf den zarten Vorhang vor dem Orchester sowie den Sternenhimmel, der hie und da das Orchester beleuchtet. Francoise Hüsges hat nach den Sternen gegriffen und sie mit dieser Jugendproduktion auf die Bühne gebracht.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*