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Boomerang-Kids

„Endlich Alleen!“, Ohnsorg Theater
Endlich Alleen!

Elli (Heidi Mahler) und Georg (Joachim Bliese) haben sich die Zeit nach dem Auszug ihrer drei Söhne anders vorgestellt.

Den Eltern in der westlichen Welt droht ein furchtbares Schicksal. Die Zahlen sind eindeutig. Immer mehr junge Erwachsene wohnen noch bei ihren Eltern oder kehren nach gescheiterten Beziehungen oder beruflichem Misserfolg ins elterliche Nest zurück. 25 Millionen erwachsene Kinder wohnen in den USA noch oder wieder bei ihren Eltern. 57 Prozent der 18- bis 24-jährigen Frauen und gar 71 Prozent gleichaltriger junger Männer leben in Deutschland bei ihren Erzeugern. Vorbei die Zeiten, als Teens und Twens so schnell wie möglich in die nächstbeste WG strebten. Jetzt kommen die Boomerang-Kids, Kinder, die immer wieder nach Hause zurückkommen, egal wie weit man sie hinauswirft.

Wie sich diese Heimkehr für Eltern und die jungen Rückkehrer anfühlt, hat Lawrence Roman (1921-2008) schon 1984 höchst erfolgreich in seiner Komödie „Alone Together“ thematisiert. Frank Grupe hat sie mit dem Titel „Endlich Alleen!“ ins Niederdeutsche übersetzt und in Nienstedten angesiedelt.

Im Ohnsorg Theater war jetzt mit Heidi Mahler und Joachim Bliese in den Hauptrollen Premiere. Die spielen Elli und Georg Böckmann, ein gut situiertes Ehepaar, das sich in seiner schönen Villa mit Garten auf einen neuen Lebensabschnitt ohne Kinder freut. „Endlich Alleen!“, jubilieren sie, nachdem der jüngste Sohn Robert das Elternhaus verlassen hat, um in Stuttgart zu studieren. Elli will sich als Malerin verwirklichen. Georg träumt von weiten Reisen. Da ahnen sie noch nicht, was das Publikum schon weiß: Michael ist wieder da. Ihr ältester Sohn war wie ein Einbrecher durchs Fenster gestiegen, hatte sich im Kühlschrank versorgt und war in sein altes Zimmer entschwunden. Dem Einser-Mathematiker, der alles mit Auszeichnung macht, war in Berlin nicht alles gelungen. Nun sucht er den Neuanfang – im Hotel Mama.

Der Schreck über die Heimkehr von Michael ist kaum verdaut, da steht Elmar in der Tür, der zweite Sohn der Böckmanns, Typ smarter Geschäftsmann und ein richtiger Womanizer. Seine Frau hat ihn vor die Tür gesetzt, weil er sie betrogen hatte. Die Turbulenzen im Hause Böckmann erreichen ihren Höhepunkt, als Jenny hereingeschneit kommt, eine flüchtige Bekannte von Robert, die ganz dringend eine Bleibe braucht. Robert hatte ihr sein vakantes Zimmer empfohlen. Statt Ausruhen, Malen und Reisen haben Elli und Georg plötzlich die Bude voll und müssen auch noch erleben, wie ihre beiden Söhne um Sexy-Jenny balzen.

In der Inszenierung von Adelheid Müther macht das spielfreudige Ensemble richtig Spaß, und Joachim Bliese zeigt als mal zaghafter und mal polteriger Vater Böckmann sein großes Schauspielerkönnen.

Text: Christian Hanke
Foto: Jutta Schwöbel

 

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