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Die Drachenflüsterin

Eckerken Theater im Fundus Theater
Die Drachenflüsterin

Georgiana (Elske Marie Hepe) muss ihrem Drachen Faffi öfter mal gut zureden

Text: Sören Ingwersen | Foto: Eckerken Theater

Man kennt das: Erst schaffen die Leute sich ein Haustier an, weil es so putzige Kulleraugen hat, und dann werden sie seiner überdrüssig – besonders, wenn es beginnt, unkontrolliert Feuer zu spucken. Hier kommt Georgiana ins Spiel, vom Verein zum Schutz von Drachen, Einhörnern und anderen mystischen Wesen.

Eigentlich eine schöne Idee, aus der Elske Marie Hepe vom Eckerken Theater ihr Stück „Die Drachenflüsterin“ entwickelt, das im Fundus Theater im Rahmen des Kindertheatertreffens uraufgeführt wurde. Im schweren Mantel, gespickt mit mannigfaltigem Werkzeug zur Katastrophenbekämpfung, auf dem Kopf ein nach oben geklappter Gesichtsschutz aus Plexiglas, gibt die 18-Jährige eine ansehnliche Super-Nanny für aufsässige Lindwürmer ab. Doch auch, wenn hier der Nährwert von „hochwertiger Futterholzkohle mit gesundem Nitroglyzerin“ und das Mindestalter zum Trinken von Feuerzeugbenzin erörtert werden, springt der Funke zum Publikum nicht über.

Nach einem ausführlichen, ziemlich bemühten Vortrag über die Eigenheiten von Drachen lässt Hepe selbigen endlich aus der Kiste. Faffi heißt das drollige grüne Kerlchen, das sich nichts sehnlicher wünscht, als ein Handy, damit es auch bei geschlossener Truhe mit Georgiana plaudern kann. Die erzählt aber erstmal ein Märchen von einem Holzfällersohn auf der Suche nach einer schönen Drachen-Prinzessin. Ein verzweifelter Gefühlsausbruch lässt vermuten, dass die Geschichte etwas mit ihr selbst zu tun hat. Aber ist Georgiana die Drachen-Prinzessin?

Eine Verknüpfung zwischen Erzählung und Rahmenhandlung ist letztlich nicht erkennbar. Auch steht der lange Einleitungsteil unvermittelt neben dem Dialog mit der Handpuppe, den man sich ebenfalls pointierter und temporeicher gewünscht hätte. Es liegt wohl auch an der mangelnden stimmlichen Differenzierung, dass der Drache wenig Charakter entwickelt. Zum Schluss geht Faffis Wunsch in Erfüllung: Er bekommt ein Handy und lässt als erstes seine Artverwandten ins Telefonbuch eintragen: Tabaluga, Godzilla, Nessi. Vielleicht hätten die ihr Publikum besser unterhalten.

Sie müsse ihm etwas sehr Wichtiges sagen, flüstert Georgiana ihrem Kistenbewohner noch ins Ohr. Was nur? Wir werden es nie erfahren, denn hier endet das Stück, das viele Fragen aufwirft. Unter anderem die, warum es für Zuschauer ab zwölf Jahren empfohlen wird. Die dürften sich in dieser Märchenstunde unter der Regie von Michael Hepe Benecke unterfordert fühlen, während seine Tochter Elske Marie Hepe als Darstellerin und Puppenspielerin mit ihrem ambitionierten Solo-Programm sichtlich überfordert ist. Für Aufführungen im professionellen Rahmen wie dem Kindertheatertreffen müssen Hepe und Faffi künstlerisch noch wachsen.

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