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Die Königs vom Kiez

Schmidt Theater
Die Königs vom Kiez

Immer auf der Kippe: Götz Fuhrmann als verkaterter Vater

Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Oliver Fantitsch

Eine warmherzige Liebeserklärung an den verrufenen Stadtteil St. Pauli ging am 6. September über die Bühne des Schmidt Theaters: „Die Königs vom Kiez“ regierten drei Stunden lang – und eroberten das Publikum im Sturm.

Inspiriert vom rauen Reeperbahn-Klima, kreierten die Schmidt-Macher vor vielen Jahren ein neues Genre: Das Looser-Musical mit schrägen, sympathischen Anti-Helden. Die jüngste hausgemachte Komödie porträtiert nun Familie König: Ein Leben im Souterrain fristet der trinkfeste, arbeitsscheue Vater mit vier Kindern, die kreativ und kriminell fürs Überleben sorgen. Als eine Räumungsklage das Proll-Idyll bedroht, wird Omas Lottogewinn zum rettenden Geldregen – doch die Großmutter stirbt noch vor der notariellen Regelung …

Martin Lingnau sorgt für fetzigen Musicalsound. Heiko Wohlgemuth und Mirko Bott legen den sieben tollen Darstellern witzige Dialoge und wohlformulierte Boshaftigkeiten in den Mund –Tim Koller glänzt in fünf Rollen zwischen schwulem Priester und blonder Lottofee. Hausherr Corny Littmann inszeniert mit sicherem Gespür für perfekt gesetzte Pointen. Auf St. Pauli hält man die (Alkohol-)Fahne und moralische Werte hoch: Prostitution geht in Ordnung, nicht aber ein Job als Maskottchen des HSV! Der Kiez hat einen neuen Bühnenhit: Die Königs der Herzen.

Bis 16.11. Schmidt Theater, Di. u. Do.-Sa. jeweils 20 Uhr, Mi. u. So. jeweils 19 Uhr, Karten 12,10 bis 44 Euro, Tel. 31 77 88 99

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