Kritik / Tanz & Performance

Drums should be forbidden

Fliegende Bauten
Text: Dagmar Ellen Fischer

Trom­meln gehö­ren verbo­ten? Schade wär‘s, aber scha­den würde es der Show von ConRytmo in den Flie­gen­den Bauten kaum. Denn die jungen Schwe­den betrom­meln weit­aus mehr als die übli­chen runden Reso­nanz­kör­per und begeis­ter­ten das Publi­kum bei ihrem ersten Auftritt in Hamburg.

Die vier wilden Kerle von ConRytmo ließen sich von Nega­tiv-Beispie­len inspi­rie­ren: Eintö­nige Trom­mel­shows gab es schon genug, sie woll­ten mehr. Warum nicht mal im Sitzen, Liegen, Hängen und Flie­gen auf aller­lei Hohl­kör­per rhyth­misch diffe­ren­ziert eindre­schen? Gesagt, getrom­melt. Und eben nicht nur auf dem dafür vorge­se­he­nen Instru­ment, sondern auf Aqua­rien, Wein­glä­sern und Abflussrohren.

Schon bei der Start­num­mer heben sie ab: Drei Meter über den Zuschau­ern gibt’s in stei­ler Schräg­lage reich­lich auf die Ohren. Zurück auf dem Bühnen­bo­den, werden Müll­ton­nen inklu­sive über­ra­schen­dem Innen­le­ben mit gift­grü­nen Leucht­röh­ren rhyth­misch bear­bei­tet. Aus dem Off erklin­gen bekannte Töne, der Anfang von Beet­ho­vens Neun­ter und Michael Jack­son-Songs, und denen verpas­sen die verrück­ten Vier ein neues perkus­si­ves Outfit. Im spek­ta­ku­lä­ren Finale steht dann einer Kopf: Die größte Trom­mel der Welt – während der gesam­ten Show als Bühnen­bild und Projek­ti­ons­flä­che für Film­aus­schnitte genutzt – kippt lang­sam vorn­über, und mit ihr ein Tromm­ler samt Schlag­zeug, der auch noch kopf­über im blauen Zelt hängend den Ton angibt. Eine Welt­pre­miere in Hamburg, rand­voll mit spek­ta­ku­lä­ren Szenen wie dieser: Gift­grüne Laser­strah­len kreu­zen sich über den Zuschau­er­köp­fen – und werden wie ein Instru­ment mit reflek­tie­ren­den Gegen­stän­den bespielt. Besinn­lich klingt „Scar­bo­rough Fair“ auf wasser­ge­füll­ten Gläsern unter­schied­lichs­ter Größe. Und den viel­fäl­ti­gen Rhyth­men setzt der Sänger Khaled El Kebich groß­ar­tige Melo­dien entge­gen. Toller Trom­mel­zir­kus mit Rhyth­mus für die Augen.

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