Schülerkritik

Ein Sommernachtstraum (Thalia Theater)

Thalia Theater

Elfenkönigin Titania erscheint als schwarzer Travestie Engel im Rampenlicht und raubt zu Beginn ihres ersten Songs mit dem Klang ihrer unerwartet starken Stimme vielen Zuschauern den Atem. Sie geht elegant über die Bühne und drückt mit ihrer lebendigen Stimme und ihrem sicheren Gesichtsausdruck Gefühle aus, die etwas Düsteres und zugleich Mächtiges hervorbringen.

Mit dem Stück ,,Ein Sommernachtstraum“, geschrieben von William Shakespare, bringt Regisseur Stefan Pucher viel Leidenschaft ins Thalia Theater und verdeutlicht, dass die Menschen sowohl früher als auch heute mit großer Gier nach Liebe suchen. Es wird deutlich dargestellt, dass die Liebe nicht nur aus Glück und Freude, sondern auch aus Schmerz und Trauer bestehen kann, wenn sie nicht erwidert wird. Nicht nur die vier unglücklich Verliebten: Lysander (Rafael Stachowiak), Hermia (Birte Schnöink), Helena (Marina Galic) und Demetrius (Sebastian Zimmler), die sich in einem magischen Wald verirren und nicht wissen, wer wen liebt, stellen sich der Liebe und ihren Gefahren. Auch die Zuschauer erleben das Liebeschaos hautnah.

Ein magischer Wald, eine Werkstatt und die große Bühne sind zu erkennen. Das Bühnenbild des Theaterstücks umfasst wenig abwechslungsreiche Orte. Jedoch sind diese reichlich geschmückt und ausreichend. Denn nur mit einem Blick kann jeder erkennen, wo sich die Darsteller befinden. Alle Figuren sind zu sehen, aber wer spielt wen? Eine Videoshow schafft zunächst Verwirrung im Publikum, durch die Unwissenheit welcher Darsteller welche Rolle spricht. Glücklicherweise löst sich dies im Laufe des Stückes auf und einzelne Szenen werden durch die Videoleinwand in etwas Aufregendes verwandelt, denn Gefühle und Gedanken werden durch das Abspielen der Videos deutlich verstärkt. Die Kostümwahl ist vor allem bei Titania sehr riskant und nicht unbedingt einfallsreich ausgewählt. Als Königin der Feen hätte man viel Farbe in ihrem Kostüm erwartet. Lysanders und Hermias Kleidung spiegeln ihre Charaktere wider, da Lysander als selbstüberzeugend und Hermia als wunderschön dargestellt wird. Auch die Kostüme von Helena und Demetrius verdeutlichen ihre Versuchung nach Aufmerksamkeit und Schönheit. Demetrius tritt nämlich in einem schwarzen Anzug und Helena in figurbetonter Kleidung auf. Das präzise auf die Darsteller gerichtete Licht ermöglicht den Zuschauern, alle Darsteller zu fixieren und Unwichtiges auszublenden. Die Musik erweckt Leben in der Vorführung. Denn passend zu den unterschiedlichen Stimmungen der Rollen werden Töne in starke Gefühle umgesetzt und bekräftigen somit die Emotionen der Schauspieler.

Dem Regisseur Stefan Pucher gelang es, den Sommernachtstraum in eine erfolgreiche Inszenierung umzusetzen. Das Stück ist eine lustige und lehrreiche Vorführung über die Liebe, was man durch das ein oder andere Gelächter und Geschmunzel der Zuschauer bestätigen kann. Elfenkönig Oberon, gespielt von Bruno Cathomas, und sein Hofnarr Puck, gespielt von Jens Harzer, brachten mit ihren kleinen Patzern und Improvisationen eine gute Stimmung ins Thalia Theater und versetzten die Zuschauer in lautes Gelächter. Auch Lysander, welcher von Rafael Stachowiak gespielt wird, kam durch seine hohe Selbstüberzeugung hervorragend beim Publikum an. Das Publikum, welches vor allem aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestand, zeigte in vielen Szenen Begeisterung und Spannung. Dieser Sommernachtstraum ist auf jeden Fall sehenswert.

Jenny, 15 Jahre
Katholische Schule St. Paulus

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