Schauspiel / Vorbericht

Empört Euch doch endlich!

Premiere der Lichthof Youngsters
Empört Euch doch endlich!

Kann das Krokodil trösten? Die Lichthof Youngsters empören sich.

Gerade einmal 14 Seiten lang ist die Streitschrift, mit der der ehemalige französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel im Oktober 2010 auch in Deutschland für einiges Aufsehen sorgte: „Empört Euch!“, schrieb er und forderte vor allem die jüngere Generationen auf, sich dem herrschenden Finanzkapitalismus zu widersetzen.

Was bleibt, ist mitunter Überforderung. Die Youngsters im Lichthoftheater haben sich der Herausforderung gestellt. Unter der Regie von Johan Heß erarbeiteten die Jugendlichen zwischen 15 und 23, die sich wöchentlich zum Theaterspielen im Lichthof treffen, in den vergangenen zwei Monaten – ausgehend von Hessels Text – eine „Anleitung zum Nein-Sagen“. Ihr Stück „Empört Euch doch endlich!“ hat am Freitag, 11. Mai, im Lichthof Theater Premiere. Beginn ist um 20.15 Uhr.

Zehn Tage vor der Premiere kommen die Proben in die heiße Phase. Draußen scheint die Sonne, es ist 25 Grad warm. Auf der Bühnenfläche im Lichthof Theater wird probiert im besten Sinne – es werden Szenen entwickelt, Situationen gestellt, immer wieder von vorn, noch einmal, noch einmal anders. „Das Material ist eher collagenhaft“, sagt Regisseur Johan Heß. Aus Gesprächen mit den Jugendlichen, aus seinen eigenen Texten und Texten von Mitautor Timo Kocielnik sei ein Stück entstanden, in dem der Anteil von Reflexion anfangs größer ist, als dass es sich um Action-Theater handeln würde. Das Empörtsein beginnt mit der Frage: Worüber eigentlich?

Dabei scheint der gesellschaftliche Druck zunächst eher Lethargie als Wut zu erzeugen: „Wir müssen doch etwas tun! Irgendetwas!“ Aber was? Doch lieber liegenbleiben oder doch besser aufstehen? Gegen Schönheitswahn etwa oder gegen Mobbing, gegen einen angsteinflößenden Chef? Oder gegen das Gefühl, dauernd angestarrt zu werden? Schließlich entwickeln die Jugendlichen einen Plan und entscheiden sich für die Gründung einer „Dagegen-Partei“. Sie treffen Vereinbarungen, drohen zu scheitern, bilden Farlancen und kämpfen gegeneinander. Nur um am Ende wieder mit sich beschäftigt zu sein? Man kann gespannt sein, wofür sie sich entscheiden.

Mit: Mit Johnny Akuffu, Holly Arnaszus, Cane Caglar, Halit Erdogan, Lea Fischer, Charlotte Jost, Meeno Kaja, Nora Krohn und Marie Rudolph.

Regie: Johan Heß / Text: Johan Heß und Timo Kocielnik / Bühne und Kostüm: Anja Wendler / Regieassistenz: Lea Fischer und Friederike Sajdak / Licht: Sönke C. Herm.

Weitere Vorstellungen: Samstag, 12. Mai, Sonntag, 13. Mai (im Anschluss an die Vorstellung lädt der Verein der Freunde und Förderer des Lichthof zum Publikumsgespräch ein), Freitag, 25. Mai, Samstag, 26. Mai, Sonntag, 27. Mai. Vorstellungsbeginn 20.15 Uhr, sonntags 19 Uhr. Karten unter 040 – 855 00 840 oder www.lichthof-hamburg.de.

Text: Stephanie Schiller
Foto: Lea Fischer

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