Anna Gramms Ansichten / Kolumne

Diesmal: „Inszenierung“

Neulich nahm mich eine Freundin mit in die Oper, um die Inszenierung eines Kultregisseurs, um seinen Ring zu sehen. Er fällt immer wieder auf, durch Eigensinn zur Interpretation bekannter Werke und sagt selbst: „Klassiker müssen ins Zigeunern kommen“. Ein Kritiker fand: „Die Intention des Regisseurs wäre der Sinne Reizung und er lege damit Zeugnis inner‚ Zerrissenheit ab.“

Er hätte lieber den Mut aufbringen sollen, zu der Verwirklichung des Ringes nein zu sagen. Da reisen nun zig Opernfans extra von weit her an, nur um nun Sigi Nerze abstreifen und diesen halbnackten Sigi rennen zu sehen. Man konnte außerdem feststellen: Die Sänger singen nie zur Handlung passend und bei instrumentalen Stellen müssen sie ins Ei grunzen. Spätestens hier stand der Unsinn-Zeiger auf fünf nach Zwölf. Man bekam den Eindruck, heutzutage sei grunzen in und nicht, rein zu singen.

Wir fühlten uns in der Pause zu Greisinnen mit Rizinus-Genen gealtert. Verzweifelt tranken wir auf die Wiederbelebung der Zensur ein Gin (oder zwei), hängten die Zunge rein ins Glas, bis wir nie zu grinsen jemals wieder aufhören würden.

Text: Tilla Lingenberg

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