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Ich habe nichts getan

Stück über Mobbing auf dem HoheLuftschiff
Ich habe nichts getan

Luisa (Lina Witte) ist neu in der Klasse und wird zum Opfer ihrer mobbenden Mitschüler.

„Ich kann dir Mathe erklären.“ Luisa ist neu in der Klasse und versucht immer wieder, Kontakt zu ihren Mitschülern zu bekommen. Lukas, dem sie Nachhilfe geben würde, kanzelt sie ab wie alle anderen auch: „Die Mathehausaufgaben würden mir reichen …“ Luisa liefert wunschgerecht. Freunde gewinnt sie damit nicht. Auch nicht mit dem Verteilen von Süßigkeiten in der Klasse. Im Gegenteil: Wo immer sie können, lassen die neuen Mitschüler Luisa auflaufen. Immer hilfloser gerät sie von einer Enttäuschung in die nächste. Selbst Emily, die von der Lehrerin beauftragt wird, sich um Luisa zu kümmern, versagt. Wenn sie später zu Protokoll gibt „Ich habe nichts getan“, dann meint es beides: Vielleicht nicht wirklich etwas gegen Luisa, aber auch nicht für sie. Zu groß der Gruppendruck?

Regisseurin Gesche Groth und die 13 Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren, die sich jede Woche in der Theaterschule Zeppelin treffen, stellen in ihrer neuesten Produktion Fragen, die sie in ihrem Alltag betreffen. „Die meisten haben selbst Mobbingerfahrungen in der Schule gemacht“, sagt Gesche Groth, „als Täter wie als Opfer.“ Das Thema Mobbing spaltete die Gruppe zunächst in zwei Lager – die einen wollten unbedingt theatralisch dazu arbeiten, die anderen wehrten sich dagegen. Am Ende wurde abgestimmt. Und „Ich habe nichts getan“ (in der ursprünglichen Fassung von Brigitte Wilhelmy) wurde zu dem Stoff, mit dem sich die Jugendlichen schließlich die vergangenen acht Monate intensiv auseinandersetzten.

Das Stück beginnt mit einer Zeitungsmeldung. Die 14-jährige Schülerin Luisa hat sich umgebracht. Ab da wird in Rückblenden erzählt, wie es zu der verzweifelten Tat kam. Dabei wird die Hilflosigkeit überdeutlich, in der sich Luisa von Tag zu Tag mehr befindet. Wie jede Atemluft raubende Cluster begegnet ihr die feindselige Menge in Wort- und Klang-Teppichen. Es gibt kein Entkommen, während ihre Mitschüler noch immer zu glauben scheinen, dass man an Mobbing nicht stirbt, dass Mobbing schon irgendwie okay ist. „Das wollten wir nicht“, werden sie später sagen. Und dass niemand von ihnen damit gerechnet habe, dass Luisa nicht aushält, was man ihr zumutete: schräge Blicke, abfällige Bemerkungen, Verabredungen, die nicht eingehalten werden, ständiges Isolieren, Abschaffung jedweder normaler Kommunikation.

Viel eigene Geschichte haben die Jugendlichen in das Stück einfließen lassen. Immer wieder wurde die Originalfassung des Stücks überarbeitet, eigene Dialoge waren wichtig, eigene Erfahrungen. Das macht „Ich habe nichts getan“ – nach der letzten, eher alltagsfernen Produktion der Gruppe „Emil und die Detektive“ – zu einem starken Stück mit aktuellem Bezug zum heutigen Schüleralltag. Um sowohl Täter als auch Opfer auf der Bühne überzeugend darstellen zu können, war viel theatralische Körperarbeit und eine intensive emotionale Vorbereitung nötig.

Premiere: Samstag, 15. September, 16 Uhr, HoheLuftschiff. Anschließend wird es ein Publikumsgespräch mit den Darstellern geben. Zur Diskussion steht unter anderem der Schluss des Stücks und die Frage, ob Luisa wirklich sterben muss. Weitere Vorstellungen: Sonntag 16.9. (16 Uhr), Samstag 22.9. (16 Uhr), Sonntag 23.6. (16 Uhr) und Sonntag 21.10. (16 Uhr)

Es spielen: Klara Pröpstl, Lina Witte, Pelle Feuerstein, Katerina Medved, Marlene Schellong, Paula Witte, Luna Logemann, Selina Böttcher, Falk Oenning, Charlotte Mahrenholz, Emma Borchers, Luca Stosch, Alicia Feckner.

Regie: Gesche Groth; Assistenz: Friederike Falk; Bühne: Katrin Reimer/Gesche Groth;
Licht/Technik: Peer Schwolow; Filmaufnahmen: Jo Larsson

Text: Stephanie Schiller
Foto: Silke Busse

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