Highlight / Kritik / Schauspiel

Inhaltsschwer geglänzt

„Ein ganz gewöhnlicher Jude“, Theater N.N.
Ein ganz gewöhnlicher Jude

Jan Katzenberger in der Titelrolle

Wenngleich Dieter Seidels subtile Regie zumindest dankbar erwähnt werden muss, war diese Premiere eines ungewöhnlichen Stückes im Theater N.N. ein veritabler Schauspielertriumph für den Darsteller des Monodrams von Charles Lewinsky: Jan Katzenberger. Obwohl – nähme man es historisch genauer – ein wenig zu jung für die Rolle, wenn man das von ihm geschilderte Schicksal seiner Eltern bedenkt, gelingt es diesem disziplinierten und vor allem ungemein nuancenreichen Darsteller, dem inhaltsschweren Abend seinen persönlichen Stempel aufzudrücken. Und zwar frei nach der Brecht’schen Maxime, der beste Weg ein Publikum zu „erziehen“, sei der zugleich unterhaltsame. Katzenberger hat sie, gewiss mit Seidels einfühlsamer Hilfe, auf das allerbeste erfüllt und macht diesen Abend zu seinem großen Erfolg, den das Premierenpublikum entsprechend quittierte.

Die Geschichte hat das N.N. knapp und gut zusammengefasst: „Der Hamburger Journalist Emanuel Goldfarb, einziger Sohn von Holocoust-Überlebenden, wird von einem Lehrer eingeladen, dessen Schülern Fragen zum Judentum zu beantworten. Goldfarb will ablehnen, aber die Formulierung der Absage gerät zu einem spannenden Monolog, in dessen Verlauf er seine Identität und sein Leben als Jude und Deutscher im heutigen Deutschland aufrollt, sich also die Frage stellen muss: Kann es einen ,ganz gewöhnlichen Juden‘ in Deutschland geben?”

Fazit: Ein bewegender und facettenreicher Theaterabend!

Weitere Vorstellungen: 15., 16., 17. März sowie 5., 6., 7., 26., 27., 28. April 2012, jeweils um 20 Uhr

Text: Hans-Peter Kurr
Fotos: Tobias Gloger / Maurice Bender

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