Apropos ... / Kolumne

(K)ein Theater für Flüchtlinge

Neulich im Thalia: Alles jubelt mit noch vom Daraufklopfen wunden Schenkeln über die zum schrillen Amüsement kitzelnde Aufführung des „Nackten Wahnsinns“. Da bittet einer der Akteure kurz um Aufmerksamkeit. Flugs schweigt das Publikum. Der Schauspieler bittet im Namen des Emsembles um eine Spende für die sogenannten Lampedusaflüchtlinge, die bekanntlich in Hamburg gestrandet seien. Er hat seine Rede kaum begonnen, da erheben sich in der ersten Reihe zwei noch eben bespaßte Senioren und verlassen mit deutlichen Anzeichen nunmehriger Entspaßtheit das Parkett. Der plötzliche Einzug der nackten Wahrheit in den Musentempel am Alstertor scheint ihnen zu missfallen. Siehe da: So manches Bildungsbürgermäntelchen scheint sich leicht von Höflich- auf Unhöflichkeit wenden zu lassen.
Umso beachtenswerter, dass das Thalia vom 3. Oktober 2013 bis 9. Februar 2014 nach den Vorstellungen Spenden für die Gruppe Lampedusa in St. Pauli in Höhe von 45 842,65 Euro sammeln konnte, die auf das Spendenkonto der Kirche St. Pauli überwiesen worden sind.
Das Geld, so teilt das Theater mit, solle für alle sein, die sich Hilfe suchend an die St. Pauli Kirche wendeten. Es solle für die Finanzierung der Unterbringung, für Fahrkarten, die Suppenküche mit bis zu 200 Portionen Essen täglich, für die medizinische Versorgung und für Deutschkurse verwendet werden.
Und wenn die Flüchtlinge lange genug bleiben dürfen, um ihre Deutschkenntnisse auszufeilen, werden sie vielleicht auch merken, wie schwer Kunst für viele hierzulande mit Politik zusammengeht.

Wladimir

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