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Mit rosa Blitz im Einsatz

"Superoma", Theater FunkenFlug im Fundus Theater
Superoma

Nur bedingt schwindelfrei: die Superomas auf dem Dach (v.l. Ruth Zimmer und Katrin Lowitz)

Zwei neue Heldinnen für die jüngsten Theatergänger hatten jetzt Premiere im Fundus Theater: In „Superoma“ vom Theater FunkenFlug in der Regie von Marc Lowitz sind Oma Sommerlich (Katrin Lowitz) und Oma Rüschke (Ruth Zimmer) die Rächerinnen der Kinder, immer unterwegs in Sachen Gerechtigkeit. Mit viel Situationskomik, liebevoller Ausstattung (Bühne: Arne Bustorff, Kostüm: Antoni Knigge) und großer Spielfreude retten sie Fahrräder, Fußbälle und kleine Fantasten.

Eine zieht los, um den Fußball aus dem Eierkarton vom Gemüsehändler zu holen, die andere steht Schmiere oder sorgt für die Logistik am Laptop auf dem Küchentisch. Denn eines sind die beiden Alten nicht: altmodisch. Sie erklimmen Dachrinnen – hochkomisch wie sie da im strömenden Regen unter der Plastikplane zittern und die Katze vom Dach holen. Sie beamen sich mit Joystick vor dem Bauch und Helm auf dem Kopf nach Hannover auf den Bahnhof, um eine vom Vater selbst gebackene Torte zu holen: „Für die kleine Sophie, Dringlichkeitsstufe sieben!“ Sie fälschen Unterschriften, wenn es mal nicht so passt, die Schule zu besuchen. Die beiden Superomas können einfach alles, sogar Krach-Posaune, Computer und Fallrückzieher.

Zwar sind die Zähne nicht mehr die eigenen – macht aber nichts, braucht Superoma nie wieder die Zähne zu putzen. Man kann sie ja rausnehmen. Und wenn die beiden Heldinnen mit ihrem Emblem, dem rosa Blitz, unterwegs sind, ist auch der krumme Rücken nicht mehr zu spüren. Dass Oma Rüschke nicht mehr so gut sieht, hindert sie nicht daran, selbst ihre Compagniera Sommerlich zu entlarven. Die will heimlich Sellerie in die Suppe tun – und dieses Gemüse mag Oma Rüschke gar nicht. Ansonsten sind die rosa Rächerinnen ein Herz und eine Seele! Wenn der Kummerbriefkasten überquillt, sind sie nicht mehr zu halten.

Für manchen Szenenwechsel bauen die beiden Schauspielerinnen die Bühne im Spiel selbst um. Da wird einfach die Außenwand umgedreht, und schon sitzen sie im Küchenbüro. Sehr schön sind auch die Erzählsequenzen, die per Scherenschnitt auf einer Küchenwand-Leinwand erscheinen. Wenn auch die Technik bei der Premiere ihre Tücken hatte, die mit der passenden Improvisation ausgebügelt wurde, so ist die Monsterbezähmungsszene im Kinderschlafzimmer doch wunderschön und lustig.

Die Musik von Thomas Pohle – Klavier, Posaune, Pling-Dreivierteltakt – begleitet fröhlich und zart die Verwandlung der Superomas. Wenn es spannend wird und auf der Bühne hightechmäßig zugeht, hören wir Elektrosounds im Discobeat und fiebern mit. Der Song der beiden Superomas – „Wir sind alt und hören schlecht. Doch finden wir was ungerecht … Superomas“ – eignet sich bestens zum Mitsingen.

„Superoma“ ist eine temporeiche, spannende Inszenierung mit starken Spielerinnen, das die jungen Premierenbesucher sehr vergnüglich fanden. An der einen oder anderen kleinen Stelle fasert der rote Faden der schönen Heldinnengeschichte manchmal ein wenig aus. Aber das vergisst man in der nächsten Sekunde. Nicht zum ersten Mal nimmt ein freies Kindertheater in Hamburg zudem humorvoll das Thema Alter auf, hier das Theater FunkenFlug für die Jüngsten.

Text: Angela Dietz
Foto: Tobias Meier

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