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ottos mops

kirschkern Compes & Co. im Fundus Theater
ottos mops

Dem Rhyth­mus der Spra­che auf der Spur: Sabine Dahl­haus (l.) und Monika Els

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Jobst von Berg

„Worte, die auf Zungen liegen – Worte, die das Ohr betrü­gen“, verspre­chen die beiden Spie­le­rin­nen in signal­ro­ten Klei­dern reimend zur Begrü­ßung. Beim dies­jäh­ri­gen Hambur­ger Kinder­thea­ter­tref­fen tritt auch das Zirkus-Duo „Wonne & Entzü­cken“ auf: Sabine Dahl­haus und Monika Els entern die Bühnen­arena – ein rundes Podest –, in der sie ihre „Gedicht­re­vue von Jandl bis Morgen­stern“ zum Besten geben. Keine Story hemmt die über­bor­dende Spiel­lust der beiden Darstel­le­rin­nen, sie zele­brie­ren reins­tes Nonsens­thea­ter aus Wort­witz und Körperkomik.

Jandl zitie­ren sie mit einem Zungen­bre­cher: „Manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern, werch ein Illtum!“ Gleich drei Mal wieder­holt sich Chris­tian Morgen­stern, sein Mini-Gedicht vom Wiesel auf dem Kiesel trägt Dahl­haus auf hoch­deutsch, dann in rhei­ni­schem Tonfall und schließ­lich mit fran­zö­si­schem Akzent vor – jeweils in passen­der Pose. Zum Brül­len komisch auch die Szene mit Sänge­rin und Zuschaue­rin: Dahl­haus singt Fanta­sie­worte stimm­ge­wal­tig im Vorder­grund, während Els unun­ter­bro­chen niest, prus­tet, hustet, knis­tert und damit die eitle Künst­le­rin gründ­lich aus dem Konzept bringt.

„Ich bin ein einsa­mer Schau­kel­stuhl“, behaup­ten die beiden Wort­akro­ba­tin­nen, schau­keln ihre Körper vor und zurück, während sie zwischen den Text­zei­len auch das typi­sche Knar­zen alter Möbel hören lassen. Der Zuschau­er­ziel­gruppe ab sechs Jahren gefällt die wilde Verfol­gungs­jagd zwischen Poli­zei und Schmuck­dieb unüber­hör­bar am besten. Und schließ­lich kommt er doch noch, der titel­ge­bende Mops und sein Herr­chen Otto: „ottos mops“ ist ein Gedicht von Ernst Jandl aus den 60er Jahren, das ausschließ­lich Worte mit dem Vokal O nutzt – und trotz­dem eine witzige Geschichte erzählt; Dahl­haus wird dabei zum hecheln­den Hund, den Els an der Leine führt, solange, bis „ottos mops kotzt“.

Die Insze­nie­rung von Erla Prol­lius ist eine sensa­tio­nelle Jonglage mit Silben, Lauten und Reimen, die Körper­spra­che ebenso poin­tiert einsetzt wie die gespro­chene. Sabine Dahl­haus ist komi­scher denn je, Monika Els als Part­ne­rin im Duett noch nicht so einge­spielt wie ihre Vorgän­ge­rin Judith Compes. Dennoch: Diese 45 Minu­ten sind einfach umwerfend.

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