Text: Christian Hanke / Foto: Stefan Hoyer
Das Pulverfass Cabaret feiert am 10. September seinen 50. Geburtstag. Pulverfass? Das ist doch Travestie, „Ob Mann oder Frau, wer weiß es genau?“. So kennt man diese Hamburger Institution, 1973 in St. Georg am Pulverteich gegründet und 2001 an die Reeperbahn gezogen.
Doch das Pulverfass ist seit zwei Jahren viel mehr als „nur“ Travestie. 2021 übernahmen Maximilian Protsch und Hendrik Kupfernagel das Cabaret vom Gründer und langjährigen Leiter Heinz-Diego Leers, der in diesem Jahr 78-jährig starb. Sie stellten das Pulverfass auf eine neue künstlerische Grundlage und sanierten die in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten im ehemaligen Oase-Kino. Travestie in bunter federreicher Kostümvielfalt bleibt, aber in Shows mit thematischem Schwerpunkt. Es spielt ein Kernensemble, das durch weitere Künstler ergänzt wird. Darunter auch Sänger, Artisten, Akrobaten. Jede Show läuft, donnerstags bis montags, mehrere Wochen, wird mitunter wieder aufgenommen. „Früher waren das Einzelacts. Die Künstler wurden extra dafür engagiert“, erläutert Maximilian Protsch. Neu hinzugekommen sind die Pulverlesque-Shows, Burlesque mit Eve Champagne und ihren Kolleginnen. Zu sehen im September und Oktober.
Und demnächst gibt es noch mehr: immer dienstags und mittwochs Musical und Theater, Comedy und Konzerte. Die Idee hatte Musicalproduzent Thomas Birkhahn, der jetzt zusammen mit Maximilian Protsch die Geschäftsführung des Pulverfass übernommen hat. Birkhahn gründete auch das Institut für persönliche Bildung. „Potentiale wirkungsvoll entfalten und das mit Leidenschaft“, lautet das Motto des studierten Psychologen, Soziologen und Pädagogen, der auch Diplom-Verwaltungswirt ist und eine systematische Coaching-Ausbildung absolviert hat. Produziert hat er zum Beispiel das Musical „Glücklich in 90 Minuten“ von Jan-Christof Scheibe, das an den Hamburger Kammerspielen in der Regie von Georg Münzel zu sehen war. Vom 17. Oktober bis 27. Dezember läuft es auch im Pulverfass. Einmal im Monat gibt es bis Dezember außerdem die Pulverfass Comedy Night (13.9., 11.10., 8.11, 13.12.) mit bis zu vier „sehr bekannten“ Stand-Up-Comedians. Die „Große Weihnachtsshow“ (3.11. – 30.12.) mixt dann viele Elemente des neuen Pulverfass.
„Es war Zeit, dass sich das Pulverfass neu erfindet“, erläutert Maximilian Protsch, „die zirkusmäßige Zurschaustellung von Sexualität ist nicht mehr zeitgemäß. Das Publikum soll wegen einer Show kommen. Was gezeigt wird, ist heute sehr normal.“ Auch die fernere Zukunft haben die neuen Pulverfass-Macher im Blick. Thomas Birkhahn, der Persönlichkeitsentwickler, plant einen Nachwuchswettbewerb einzurichten.