Text: Dagmar Ellen Fischer
Gunter Schmidt, besser bekannt als das Herrchen vom Frauchen Lisa Politt, wagt sich ohne Leine auf die Bühne des Polittbüros und endet „Nackt im Wind“. Ob an Harfe, Akkordeon, Orgel oder mit teilweise gefüllten Bierflaschen als Panflötenersatz — der großartige Musiker schafft mit jedem Song eine eigene Atmosphäre. Dazwischen jedoch, allein mit dem Mikrofon und seinen tiefgründigen Gedanken, wirkt er verloren: Witzige Wortspiele und kluge Kommentare zur politischen Lage verwehen tatsächlich halbnackt im Wind, weil sie viel zu verhuscht über die Rampe kommen. Der Kabarettist entdeckt während des zweieinhalb stündigen Programms die Diva in sich immer wieder neu, stöckelt in Schuhen aus der „orthopädischen Tischlerei“, im Lametta-Rock und mit einer wörtlich genommenen Föhnfrisur durch den Abend. Musikalische Verstärkung kommt von zwei Kollegen an Bass, Schlagzeug, Gitarre und Keyboard. Tolle Ideen, originelle Zaubereien, verspielte Musik — nur leider mit fehlender Selbstbehauptung und fast verschämt vorgetragen.
Aufführungen bis 31.12. (außer 24.12.), 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45, 15/20 Euro, Tel. 28 05 54 67