Kinder & Jugend / Vorbericht

Ketchup-Schlacht zum Einzug?

Das Fundus Theater bekommt eine neue Spielstätte

Geschlechterrollen erforschen: Fundus-Projekt „Playing Up Gender“

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Conny May (Illustration: David Caines)

Eine Elefantenfledermaus am Tisch des Königs oder Kämpfen mit Kochtöpfen – solche und viele weitere fantastische Ideen fallen Kindern ein, wenn sie endlich mal gefragt werden: „Stell dir vor, es wird ein neues Theaterhaus für Kinder aufgemacht, und du bist plötzlich die Chefin und wirst gefragt: Was machen wir jetzt da, was soll darin passieren?“

Das Fundus Theater zieht um, und so gibt es tatsächlich bald eine neue Spielstätte, die für jede Menge verrückter Ideen von Kindern und Jugendlichen offen ist. Die gute Nachricht: In das Erdgeschoss des neuen Standorts am Sievekingdamm 3 sollte ohnehin ein Theater einziehen, und so können die Planerinnen vom Fundus den Rohbau nach den Bedürfnissen einer Bühne für Kinder früh genug mitgestalten. Die schlechte Nachricht: Dem jungen Publikum wäre es am liebsten, wenn die Baustelle auch zukünftig Baustelle bliebe …

Die Eröffnung ist für Frühjahr 2022 geplant. Um die Zeit bis dahin nicht theaterfrei überbrücken zu müssen, haben die Macherinnen drei Vorschläge für die gerade beginnende Spielzeit:

  1. Wunschtheater

Die Bühne des neuen Theaters wurde als Modell gebaut, und dort können Schulklassen ihre konkreten Vorstellungen für ein Kindertheater der Zukunft hineinbauen und -basteln. Acht Klassen entwerfen in nächster Zeit insgesamt 24 solcher Szenarien, und die kann man später mit VR-Brillen und noch später sogar live erleben.

  1. Soundcheck Schule

Jede Schule hat ihre eigene Geräuschkulisse. An zehn Schulen werden Aufnahmen vor Ort gemacht und zu einem „Schulkonzert“ von genau 4’33 Minuten geschnitten – in Anlehnung an John Cages berühmte (musiklose) Komposition mit diesem Titel, der die Dauer benennt. Sibylle Peters, Initiatorin des Forschungstheaters, wurde von der Tatsache geleitet, dass es in jeder Schule Kinder gibt, die sich unwohl fühlen, weil sie keinen Lärm machen dürfen, aber eben auch solche, denn es permanent zu laut ist.

  1. Das ebenfalls von Peters – in Kooperation der Londoner Galerie Tate Modern – entwickelte Kartenspiel „Playing Up“ bekommt ein Update: Ideen und Aktivität der Spieler sind dabei gefragt, denn es geht jeweils darum, bekannte Performances mit eigenen Mitteln umzusetzen oder nachzuahmen. Zwei Vorschläge aus diesem Repertoire – sich aus Essen Kleidung zu nähen und eine Ketchup-Sojasaucen-Schlacht zu inszenieren – widersprechen dem Gedanken der Nachhaltigkeit indes ganz gewaltig.

Das fällt insbesondere deshalb ins Auge, da einer der Gründe für den Umzug die „verheerende Klimabilanz“ des alten Hauses ist: Man könne Kindern nicht Nachhaltigkeit vermitteln, wenn die Spielstätte dem so gar nicht gerecht werde, so Peters. Das alte, im Herbst bald halbleere Theater in der Hasselbrookstraße 25 ist jedoch noch für eines gut: Zu Halloween wird es für eine „Anleitung zur Geistersuche“ genutzt.

Fundus Theater, ALT: Hasselbrookstraße 25, NEU: Sievekingdamm 3, Telefon 250 72 70, www.fundus-theater.de

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