Kritik / Schauspiel

Unterhaltsam an der Oberfläche

„Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“, Kammerspiele

Drei Schauspieler sitzen an einem Tisch. Alle drei haben einmal NS-Größen gespielt, zwei waren Hitler, einer Goebbels. Kurz vor Beginn einer Talkshow zu diesem Thema unterhält man sich darüber – und über Theater im Allgemeinen. Ist das von einer dominierenden Regiegestalt beherrschte Theater oder das moderne Regietheater das Nonplusultra? Diese immer wieder diskutierte Frage wird in Theresia Walsers Stück „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ zwar mit viel Sprachwitz, aber insgesamt nicht sonderlich originell abgehandelt. Peter Bause gibt pathetisch passend den Verfechter einer Regielichtgestalt und Kristian Baader outet sich in der Rolle des Goebbels-Darstellers Ulli Lerch als Bewunderer des Aufbrechens der Klassiker. Sieben Hamlets – das ist es doch! „Entsetzlich“ findet das Franz Prächtel, der polternde Mime, den Bause spielt.

Ähnlich anspruchslos wird auch das Thema der Hitler- oder Goebbels-Darstellung – relativ spät – abgehandelt. Immerhin kommt da noch einmal eine Andeutung von Spannung auf. Alle drei haben sich nicht wohlgefühlt mit diesen Rollen. Hitler-Darsteller Peter Söst, den Nicki von Tempelhoff großartig als windelweichen Opportunisten spielt, betont, dass er den NS-Diktator nie menschlich gespielt habe. Anschließend ist er dann gleich in die Rolle eines KZ-Insassen geschlüpft. Ulli Lerch musste sich mit einer ganz banalen Rolle von Goebbels moralisch erholen und Franz Prächtel, der meint „so viel Böses“ wie für eine Hitler-Darstellung nötig, „gar nicht zur Verfügung“ zu haben, gibt aber an, nur weil er Schweizer sei, hätte er das überhaupt machen können.

Nach 70 Minuten ist der Talk vor dem Talk vorbei. Kurzweilige 70 Minuten mit guten Schauspielern, in denen das spannende Thema der Hitler-Darstellung nur kurz angerissen wird.

Text: Christian Hanke

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