Kritik / Schauspiel

Revolver-Traum / Striptease / Liebe ist ein Heckenschütze

Thalia Gaußstraße
Text: Hans-Peter Kurr

Maria Ursprung hat diesen kurzen, phantasiereichen Abend zu einer interessanten Dialogshow inszeniert, geschrieben hat ihn die Argentinierin Lola Arias. Überdeutliche Identifikationsmöglichkeiten bietet er in erster Linie für junge Leute. Nach ein wenig zähen Zweidritteln findet er im dritten Teil völlig unerwartet seinen wunderbar spielerischen Höhepunkt, als die Regisseurin den durchweg begabten Darstellern Pascal Houdus, Marie Löcker, Thomas Niehaus und Iorana Frey die Chance bot, ihrer überbordenden Spielfreude anhand von überlebensgroß vorgeschnallten Handpuppen mit origineller Physiognomie freien Lauf zu lassen, was alle Beteiligten mit ersichtlicher Wonne, sehr geschickt und humorvoll denn auch taten.

Darüber konnte man eine fast nicht vorhandene Handlung getrost vergessen, wie sie zwischen einem geschiedenen Ehepaar, einem Kind, der neuen Freundin des Mannes und unglaublich viel Dialogerei siedelt und aus den beiden ersten Teilen zu erfahren war.

Jener dritte mit Puppen gestaltete Teil imitierte eine Talkshow zu Sinnfragen des Lebens, dessen Hexentanz sich nachgerade hier abspielt, in dem Menschen ihre Gesichter verhängen, im Dunklen wohnen müssen, um das Helle zu tun. Dies alles in einem originellen Stück, die Stimmen sind laut und leben. Nicht zwingend in der Sprache des Alltags, aber erhoben auf die höhere Tonlage des Überwirklichen, ohne, dass sie ihre Realität verlören. Alle zeigen – unterstützt durch die phantasiereiche Optik der Bühnenbildnerin Annika Marquardt – deutlichen Sinn im jeweiligen Einsatz wie im solistischen Terzett eines Chorwerkes.

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