Kritik / Tanz & Performance

Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt

Thalia Theater
Text: Dagmar Ellen Fischer

Ein paar tausend Jahre mal eben in 90 Minuten – Pascal Rambert hatte sich viel vorgenommen. Nichts Geringeres als „Eine (mikro)ökonomische Weltgeschichte, getanzt“ brachte der französische Autor, Regisseur und Choreograf mit 50 Laien und fünf Thalia-Profis als dritten Beitrag der Lessing-Tage auf die Bühne.

Zum Zurücklehnen und Berieseln-Lassen ist der Abend ungeeignet: Schauspieler Daniel Lommatzsch fordert die Gehirne des Publikums mit Kurzreferaten zur Ökonomie von Adam Smith und de Montaigne, schlägt dabei aber unterhaltsam den Bogen zu konkreten Beispielen: Wie selbstlos in archaischen Gesellschaften getauscht wurde, weshalb Künstler nicht (nur) unproduktiv sind und warum wir uns heute bei Aldi bücken und selbst bedienen müssen. Die theoretischen Ausführungen illustrieren die 50 Amateure durch Gesang und Bewegung. Ihr Anliegen: den Menschen nicht auf seine Arbeitsfähigkeit und damit auf die optimale Verwertung innerhalb der Gesellschaft zu reduzieren. Zum Beweis halten sie liebste, aber für andere wertlose Gegenstände hoch: eine geerbte Milchkanne, einen Plüsch-Hund, eine bunte Eule aus Holz. Anrührend und herausfordernd, witzig und sperrig – Theater voller Überraschungen.

Weitere Vorstellungen: 10./11.2. um 20 Uhr, 27.2. um 19 Uhr, Thalia in der Gaußstr. 190, 20 Euro, Tel. 328 14-444  

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