Interview: Dagmar Ellen Fischer
Wie unter einem Brennglas taucht das orangefarbene M im Kreis auf: M für Monsun im neuen Logo des Theaters. Neu ist auch die Intendantin. Francoise Hüsges übernimmt ab der Spielzeit 2015/16 das älteste Off-Theater Hamburgs in Ottensen.
In Zeiten knapper Budgets ein kleines Theater zu übernehmen – dazu gehört Mut. Wie groß ist das Risiko, sich ein solches Unternehmen ans Bein zu binden?
Ich übernehme ein Geschäft, da muss man investieren, und es gibt eine Ablösesumme, die ich an meine Vorgängerin Ulrike von Kieseritzky bezahle. Das ist so üblich, auch sie hat es vor 18 Jahren bei der Übernahme von den damaligen Leitern gekauft.
Über welchen Betrag reden wir?
Das möchte ich nicht sagen, aber es wird sehr lange dauern, bis es eingespielt sein wird. Ich übernehme ja ein renoviertes Haus samt Ausstattung.
Fördert die Hamburger Kulturbehörde das Monsun Theater auch zukünftig mit einer verlässlichen Summe?
Die Förderung wurde sogar um 12.000 Euro auf 100.000 Euro ab nächster Saison erhöht. Das entspricht ungefähr einem Drittel des Budgets, das man braucht, um eine Spielzeit an diesem Haus zu bewältigen.
Den Schritt hat Du Dir sicher gut überlegt?
Die Entscheidung fiel ja nicht plötzlich. Vorher habe ich als Dramaturgin, Regisseurin und Bühnenbildnerin gearbeitet und viele Theatergruppen geleitet, in Köln, Berlin und Stockholm. In den vergangenen anderthalb Jahren habe ich am Monsun Theater mit und von Ulrike von Kieseritzky gelernt, wie ein Theater von innen funktioniert. Ich wollte herausfinden, ob ich das kann. Und ich stellte fest: Ich kann mich sehr freuen, wenn Premieren gut sind und das Haus voll ist!
Was wirst Du anders machen?
Einiges hat sich schon verändert. Die Website ist neu, der Flyer hat ein neues Layout. Es ist nicht leicht, ein kleines Haus so zu vermarkten, dass es auch gesehen wird. In Schweden habe ich einiges über Marketing gelernt, das ich hier umsetzen will. Überhaupt will ich mehr durch das Tor zur Welt schauen, auf die internationale Schiene setzen, den Austausch mit anderen Häusern, Institutionen und Ländern voran treiben. Vernetzen, das liegt mir.
Gibt es dafür ein Beispiel?
Ich möchte eine nachhaltige Kooperation mit Künstlern aus Burkina Faso aufbauen. Das wird ein Projekt mit einem Tänzer und einem Performer, der spastisch gelähmt ist – für ein Theater, das nicht barrierefrei ist, eine große Herausforderung. Das Stück heißt „Why not?“. Der Titel steht eigentlich über allem, könnte insgesamt als Motto meiner Arbeit gelten. Wir sind eine Debütbühne und können alles ausprobieren.
Dafür war das Monsun Theater ja auch bisher bekannt: Jungen Autoren und Nachwuchsregisseuren eine Chance zu geben, das wirst Du also fortführen?
Ja, das behalte ich bei und werde es weiter ausbauen. Es gibt einen Kontakt zur Theaterakademie in der Gaußstraße und den Plan, künftig mehr zusammen zu arbeiten. Ich möchte eine neue Szene hier hin holen, die neue Mischformen der Künste zeigt. Ferner habe ich viele Kontakte zu Autoren in anderen Ländern, die dort sehr bekannt sind, für Hamburg aber Entdeckungen bedeuten. Und umgekehrt möchte ich Stücke von deutschen Autoren in andere Länder vermitteln, den Blick weiten.
Denkst Du dabei besonders an Schweden, wo Du einige Jahre lebtest?
Genau, schon während meines Aufenthaltes dort habe ich Stücke übersetzt, um einen Austausch zu ermöglichen. Aber etwas noch Wichtigeres habe ich aus Schweden mitgebracht: Die Menschen dort laden im Theater zum Träumen ein. Schon das Licht setzen sie anders, und damit schaffen sie eine Atmosphäre; das fehlt mir hier manchmal. Ende des Jahres werden schwedische Künstler im Monsun Theater gastieren. Und in die Zukunft geträumt: Schön wäre es, eine Plattform auf internationaler Ebene zu etablieren und jede Ecke des Theaters zu bespielen … deswegen finde ich das Haus so toll, hier ist alle möglich!