Schauspiel / Vorbericht

Von Schiller bis Jelinek

Hamburger Theaterfestival
Werk/Bus/Sturz

Karin Beiers Inszenierung „Das Werk / Im Bus / Der Sturz“ von Elfriede Jellinek

Zum dritten Mal präsentiert Nikolaus Besch mit dem Hamburger Theaterfestival Bühnenhighlights des deutschsprachigen Raums. Vom 2. Oktober bis 13. November sind acht Spitzeninszenierungen im Schauspielhaus, im Thalia-Theater, auf Kampnagel und im St. Pauli Theater zu sehen. Große Schauspielkunst aus Köln, München, Zürich, Wien und Mannheim.

Mit besonderer Spannung schaut Hamburgs Theaterwelt auf die Eröffnung am 2. Oktober, die Karin Beiers mit Preisen überhäufte Inszenierung von Elfriede Jellineks Stück „Das Werk / Im Bus / Ein Sturz“ bestreitet, eine Produktion mit rund 80 Mitwirkenden über „visionäres Bauen und reale Katastrophen“, gespielt an Karin Beiers neuer Wirkungsstätte, am Deutschen Schauspielhaus. „Eine Riesen-Inszenierung, auf die Hamburg neugierig sein sollte“, schwärmt Festival-Intendant Nikolaus Besch, der sich nicht scheut, diese Produktion unter seinen Hochkarätern hervorzuheben (auch 3. Oktober).

Es folgt „Der Parasit“ von Friedrich Schiller, „eine Komödie auf höchstem Niveau“, so Besch, in einer Inszenierung von Matthias Hartmann vom Burgtheater Wien. Es spielen unter anderen Kirsten Dene, Udo Samel und Michael Maertens (4.- 6. Oktober im Thalia-Theater). Gleich zweimal ist anschließend Nina Hoss zu sehen, in der Titelrolle von Euripides´ „Medea“ (Schauspielhaus Zürich) in der Regie von Barbara Fey (9. Oktober im Schauspielhaus) und als Freya von Moltke zusammen mit Jens Harzer, Klaus von Dohnanyi und Hermann Beil in „Abschiedsbriefe: Liebesbriefe“, einer Lesung der Briefe des 1945 hingerichteten Widerstandskämpfers Helmuth James von  Moltke und seiner Frau Freya (10. Oktober). Es folgt Martin Kusejs Inszenierung von Arthur Schnitzlers „Das weite Land“ am 22. und 23. Oktober im Schauspielhaus. In dem Sittengemälde einer bürgerlichen Gesellschaft gibt´s ein Wiedersehen mit Eva Mattes (Residenztheater München).

Mit Anton Tschechows „Platonov“ zeigt das Schauspielhaus Zürich am 26. und 27. Oktober eine zweite Produktion. Wieder inszenierte Barbara Frey. Zum zweiten Mal ist Michael Maertens zu sehen. Erstmalig ist das Nationaltheater Mannheim beim Hamburger Theaterfestival zu Gast, das Calixto Bieitos Inszenierung „Bernarda Albas Haus“ mit Nicole Heesters als Mutter präsentiert (5. und 6. November). Zum Abschluss ein weiteres Highlight unter den Highlights vom Burgtheater Wien. Die zweite Inszenierung von Matthias Hartmann beim diesjährigen Hamburger Theaterfestival fordert Ausdauer ab: fünf Stunden „Krieg und Frieden“ nach dem Roman von Leo Tolstoi. 14 Schauspieler übernehmen jeweils bis zu acht Rollen. Nikolaus Besch findet´s „unglaublich lebendig.“

Eine weitere vorgesehene Inszenierung kann leider nicht gezeigt werden: „Das Interview“ nach dem Film von Theo van Gogh  in der Regie von Martin Kusej. Den Dialog eines abgezockten Polit-Journalisten mit einem vermeintlich oberflächlichen weiblichen Soup-Star zeigten bis vor kurzem auch die Hamburger Kammerspiele. Intendant Axel Schneider, der über die Rechte für das Stück verfügt, untersagte dem Hamburger Theater Festival kurzfristig das Gastspiel des Münchner Residenztheaters mit Birgit Minichmayer und Sebastian Blomberg. Nicht sehr kollegial!

Text: Christian Hanke
Foto: Klaus Lefebrve

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