Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Moog-Photography
Der Himmel kann warten – seine Geduld ist bekanntlich grenzenlos. Und so singen die 36 Mitglieder des Heaven Can Wait Chors solange wie irgend irdisch möglich – seit nunmehr sechs Jahren schon und ab sofort mit neuem Programm: „Still alive“ ist Anlass genug, das Leben gemeinsam mit dem begeisterten Publikum im St. Pauli Theater zu feiern.
Mindestens 70 und gut bei Stimme sollte man sein, wenn man dazu gehören will – zusammen bringen es die lustvoll singenden Senioren auf über 2.000 Jahre Lebenserfahrung. Den neuen Abend studierte erneut der bekannte Hamburger Kabarettist Jan Christof Scheibe ein, hier Chorleiter und Animateur in Personalunion. Für das zweistündige Programm wählte er vor allem Songs aus den vergangen sechs Jahren: „Die perfekte Welle“ der Band Juli stemmen sie ebenso souverän wie „No Roots“ von Alice Merton. „Counting Stars“ von der US-amerikanischen Band OneRepublic covern sie einfach großartig – zugegeben, auch dank der vier Live-Musiker und den von Herrn Scheibe passgenau für diese Besetzung verfassten Arrangements.
Der Musiker gesteht, mit seinen Song-Vorschlägen aus Hip Hop und Rap zunächst blankes Entsetzen unter den Chormitgliedern ausgelöst zu haben. Doch offenbar konnte er die Sänger/innen von einer Musik überzeugen, die nicht ihre ist. Warum nicht einfach mal etwas gar nicht Naheliegendes wagen? Das Ergebnis gibt ihm recht! Immer wieder rücken Solisten nach vorne an die Rampe und rocken mit ihrem Sprechgesang oder einer Soulnummer das Haus – unterstützt vom breit aufgestellten, ausschließlich in den Sonnenfarben gelb, orange und rot gekleideten Chor. Gegen Ende wird es schließlich ruhiger, und so fantasieren alle gemeinsam singend „One Day Baby We’ll Be Old“ – aber diese Zeit liegt ja noch in weiter Ferne.
Weitere Vorstellungen: 3./5.-8.12. je 20 Uhr, St. Pauli Theater, Karten 24,90-34,90 Euro, Tel. 47 11 06 66