Interview: Christian Hanke / Foto: Alexander Resch
Jascha Schütz beendet ein sehr erfolgreiches Jahr. Der 27-jährige Schauspieler spielte 2023 erstmalig an zwei großen Hamburger Privattheatern, nachdem er bereits sehr erfolgreich am Theater Das Zimmer auftrat und für seine Darstellung aller Rollen in dessen Inszenierung „Woyzeck“ mit dem „Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares“ ausgezeichnet wurde. Bis zum 13. Januar 2024 ist er noch am Ohnsorg-Theater in der Produktion „Eine Stunde Ruhe“ zu sehen.
GODOT: Sie kommen aus Süddeutschland, sind mit dem Fränkischen und Hessischen vertraut. Wie fremd war Ihnen das Plattdeutsche, mit dem Sie sich für Ihre Rolle am Ohnsorg Theater vertraut machen mussten?
Jascha Schütz: Die Sprache ist sehr interessant. Ich bin da schnell reingekommen. Ich lebe immerhin seit 2016 in Hamburg. Aber ich besuche nach wie vor Plattdeutsch-Kurse und habe immer mein Plattdeutschbuch dabei.
Warum sind Sie nach Hamburg gekommen?
Ich wollte nach Hamburg! Ich habe eine Schauspielschule in der Nähe von Frankfurt besucht, aber die Stadt hat mir nicht gefallen: zu hoch gebaut.
Wollten Sie immer Schauspieler werden, haben Ihre Eltern Sie dabei unterstützt?
Ja, ich habe nie etwas anderes machen wollen. Es liegt in meinen Naturell, auf der Bühne oder vor der Kamera aufzutreten. Meine Eltern haben mich immer bei diesem Berufswunsch unterstützt. Sie sind die tollsten Menschen auf der Welt, kommen immer nach Hamburg, um meine Auftritte zu sehen.
Ihre bisherige Bühnenlaufbahn wirkt sehr gradlinig, erst sind Sie in der Provinz nahe Hamburg (Theater Lauenburg), dann in kleinen Theatern in Hamburg und in diesem Jahr in zwei großen Privattheatern aufgetreten. Empfinden Sie das auch so?
Es war zunächst schwierig, in Hamburg Fuß zu fassen: mal hier, mal dort eine Rolle. 2019 hat mich das Theater Das Zimmer engagiert – und wurde für die nächsten Jahre mein Heimattheater.
In sieben Inszenierungen haben Sie an dem Theater im Stadtteil Horn gespielt. Sie haben sich dort offensichtlich sehr wohl gefühlt?
Ich habe Lars Ceglecki und Sandra Kiefer, die Betreiber des Theaters Das Zimmer, meine „Adoptiveltern“ genannt. Kurioserweise hat mir die Pandemie in Horn geholfen. Aufgrund der geringen Größe des Theaters konnten dort in der Pandemiezeit nur Inszenierungen mit einer Person auf der Bühne gespielt werden. Deshalb habe ich alle Personen in „Woyzeck“ gespielt. Dafür habe ich dann den Rolf-Mares-Preis bekommen. Der Tag der Benachrichtigung war einer der schönsten meines Lebens. Die Nachricht hat mir in einer richtig ekligen depressiven Zeit sehr geholfen.
Müssen ihre „Adoptvieltern“ nun auf Sie verzichten, da Sie jetzt an größeren Häusern spielen?
Ich will an allen Häusern in Hamburg spielen, aber ich komme auch immer wieder gern ins „Zimmer“ zurück. Ich spiele ab Februar 2024 dort „Die Leiden des jungen Werther“. Außerdem wird „Draußen vor der Tür“ wieder aufgenommen.
Hat Sie bei Ihrem ersten Engagement an einem großen Hamburger Privattheater, dem Altonaer Theater, etwas überrascht?
Ich musste mich nicht mehr selbst schminken. Die Bühne ist größer. Es sind mehr Leute da. Aber mein Spiel hat sich nicht verändert: so nuanciert wie möglich, so ausgestellt wie nötig.
Fühlen Sie sich in Hamburg auch abseits der Theaterlaufbahn wohl?
Ich bin hier zu Hause. Hamburg ist einfach schön, eine geile Stadt. Ich plane nicht, hier wegzugehen. Ich laufe gern durch die Straßen von Hamburg.
Haben Sie Lieblingsplätze in Hamburg?
Es ist ein bißchen Klischee, aber ich liebe die Landungsbrücken. Wenn ich auswärtigen Besuch habe, gehe ich mit ihm dorthin und esse bei Brücke 6 Fischbrötchen. Das sind die besten! Dann gehen wir durch den Alten Elbtunnel, und schauen von der anderen Elbseite auf die Skyline von Hamburg. Ich liebe das. Aber es gibt noch viele andere tolle Orte in Hamburg: den Ohlsdorfer Friedhof, Sternschanze und St. Pauli bei Nacht. Und auch durch Barmbek gehe ich gern. Dort wohne ich.
Sie haben auch in ein paar Filmen gespielt. Theater steht für Sie aber im Vordergrund?
Ich möchte gern auch im Film öfter aktiv werden, meinen Fuß dort reinsetzen, aber derzeit läuft es mit Theater zu gut. Ich bin zufrieden. Mir fehlt die Rest-Konzentration für den Film. Ich gebe immer 120 Prozent. Ich erkenne meine Grenzen, bevor es zu viel wird. Ich möchte mich in jede Richtung ausprobieren. Der Film gehört dazu. Ich würde auch gern selbst Filme machen. Aber das muss passen, entstehen. Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen. Egal, was kommt, ich will erst einmal Neues erleben.