Text: Angela Dietz | Foto: Ellen Coenders
Wir alle kommen aus der Ursuppe, aus der die Urzelle entstand. „Kannst du dir das vorstellen?“, fragt Sabine Dahlhaus als Luca 1 und Erzählerin die andere, identische Luca 2, Monika Els. Mikroskopisch klein, für unser menschliches Auge unsichtbar, enthält sie sogar ihren eigenen Bauplan. „Kannst du dir das vorstellen?“ „Nein.“ Zu verrückt ist der Ursprung des Lebens.
Ursuppe und Urzelle, mit dem Urknall entstanden, kommen in der neuesten Inszenierung von kirschkern Compes & Co in ruhigem Tempo und ohne Krach und Getöse daher. Das Theaterstück über den Ursprung und die Entwicklung des Lebens ist ein Wagnis, denn es bringt auf die Bühne, was nicht nur für die Zuschauer ab sechs Jahren häufig abstrakt bleibt.
Die Musik von Jannis Kaffka gibt der Langsamkeit des Spiels einen atmosphärischen Boden, auf dem sich in der Regie von Charlotte Pfeifer die Erzählung über den gemeinsamen Urgrund der Menschheit sprachlich und choreografisch komprimieren und entfalten kann. Eine Aufzählung lateinischer Begriffe aus der Tier- und Pflanzenurwelt hört das Premierenpublikum gleichsam wie eine Ballade, die sowohl etwas über die Entwicklung des Lebens auf der Erde erzählt, wie zum Taktgeber für das Andante der Choreografie von Guy Marsan wird.
Dramaturgin Judith Compes hat sich durch Berge von Texten in naturwissenschaftlichen Magazinen gelesen. Ihr Text arbeitet wie die Musik mit einem Minimalismus, der genug Raum und Zeit lässt, die starken Bilder der Choreografie zu genießen und sich das Unfassbare pflanzlichen, tierischen und menschlichen Lebens vorzustellen.
Die Verwandlung von Sabine Dahlhaus und Monika Els in die Urzelle und ihre Teilung ist ein wahrer Kraftakt. Faszinierend und schön anzusehen ist es, wie sich die grüngelb leuchtenden Stoffhüllen aufrecht auf der schwarzen Fläche bewegen. Mal fallen sie wie ein Sitzsack in sich zusammen, um sich gleich darauf als gezackte Geschwistersterne aufzuspannen. Mal drehen und wälzen sie sich am Boden und vibrieren fein, wenn vom elektrischen Strom die Rede ist.
Anders als in der Vergangenheit setzt das Team diesmal weniger auf Komik. Vielleicht empfinden Kinder die witzigen Momente stärker als die durchweg erwachsenen und coronabedingt wenigen Zuschauer. Etwa, wenn Doppel-Luca das Klo in Milchglasoptik benutzt oder sich eine silberne Plane per Gebläse aufplustert. Die Ausstattung von Iris Holstein ist technisch aufwendig.
In Luca von kirschkern Compes & Co sehen wir voller Staunen den wunderbaren Ursprung des Lebens wie in einem Kaleidoskop.
Weitere Aufführungen: 18.06., 18 Uhr, Fundus Theater