Kritik / Schauspiel

Mit Speed zum Date

„Shoppen“, Komödie Winterhuder Fährhaus
Shoppen

Speed-Dating führt in „Shoppen“ zu ganz ungewöhnlichen Positionen (vorne: Mackie Heilmann und Tobias Rott)

Sie alle rennen ihrem Glück hinterher und wollen es innerhalb von fünf Minuten dingfest machen, die fünf Frauen und fünf Männer aus dem Stück „Shoppen“ nach dem Erfolgsfilm von 2007. Die Bühnenfassung hatte kürzlich in der Komödie Winterhuder Fährhaus Premiere.

Speed-Dating heißt das Stichwort. Beziehungswillige weibliche und männliche Singles sitzen sich gegenüber, tauschen einige Informationen übereinander aus und wechseln nach fünf Minuten den Gesprächspartner. Sie notieren sich die Partner, die sie wiedersehen möchten. Der Veranstalter arrangiert hinterher dann richtige Dates. So wollen auch Susanne, Mediha, Irina, Susanna, Katharina, Jürgen, Patrick, Jörg, Falk und Jens ihren Traumpartner fürs Leben finden. Durch einen goldenen Glitzervorhang treten sie einzeln vor und erläutern ihre Vorstellungen vom großen Glück. „Er muss zuverlässig sein. Schlank, hilfsbereit, eloquent. Muss immer Zeit für mich haben, und außerdem soll er eifersüchtig sein und tolerant. Ich will spüren, dass er an mir hängt. Er kann ruhig ‘rumschnüffeln. Das ist mir Wurst. Hauptsache keine Gleichgültigkeit“, sagt zum Beispiel Susanne. Und dann geht´s los. Auf silbernen Hockern sitzen die ungeduldigen Glückssucher. Ansonsten ist die Bühne leer, ungewöhnlich für die „Komödie“. Wir hören immer ein Zweier-Gespräch. Die anderen Speed-Dater frieren in ihren Bewegungen ein. Das wird nie langweilig, denn Regisseurin Katja Wolf hat nicht nur die Positionen der fünf Paare nach jedem Partnerwechsel neu arrangiert, die Probanden wechseln auch die Stellungen. Mal sitzen sie, mal stehen sie, knien, beugen sich zueinander, wenden sich voneinander ab. So nehmen die Gesprächsrunden wirklich „Speed“ auf, füllen die Bühne nicht nur mit immer anderen Personenkonstellationen, sondern auch mit neuen räumlichen Varianten (Choreografie: Betty Dir). Da die zehn Schauspielerinnen und Schauspieler ein präzise agierendes, homogenes Ensemble bilden, wird „Shoppen“ ein höchst unterhaltsames Vergnügen, zumal uns die Typen alle irgendwie bekannt vorkommen und wir schon ahnen, dass die richtigen Dates im zweiten Teil auf höchst komische Weise scheitern werden. Aber zu früh gefreut. Einige schaffen die Zweisamkeit. Mut und Beharrlichkeit zahlen sich manchmal eben doch aus.

Text: Christian Hanke
Foto: Oliver Fantitsch

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