Zum Schluss kommt es raus: Nicht die Theaterfassung der „Nibelungen“ von Friedrich Hebbel war das Vorbild für den „Nibelungen-Clan”, sondern Sekundärliteratur zu den Denver- und Dallas-Clans. So platzierten die Elfen dieses Mal eine Soap zwischen die Bäume und Grabsteine in den Wohlers Park, die alles zu bieten hatte. Dallas und Denver sehen dagegen blass aus, denn bei den Elfen gab es die eindeutig schickeren Kostüme und zusätzlich schmissige Live-Musik. „d“
So vergnüglich hat man die Sage von den Nibelungen noch nie auf eineinhalb Stunden verkürzt gesehen. Gabriele Erler hat die Handlung auf die Showdowns zusammengekürzt. Alle Beteiligten kommen mit einem Glas Whiskey in der Hand auf die Bühne, ganz wie die Ehrengäste der Opernkollegen in Bayreuth. In der konsequent umgesetzten Fassung einer Soap behielt man dank des charmanten Nummerngirls (Saskia Junggeburth) immer den Überblick – egal ob man gerade Folge 1, 12 oder 8097 folgen durfte.
Wer hat Siegfried (Tom Keidel) je als Eishockeyspieler gesehen? Wer interpretierte Brünhilde mit ihrem maskulinen Touch konsequenterweise als Mann wie durch William Parton? Kriemhild (Marion Gretchen Schmitz) verwandelt sich nach Eroberung ihres Siegfrieds in eine zweite Sue Ellen mit blonder hoch toupierter Perücke. Herrlich auch ihre Mutter Ute (Jörg Oswald), die mit leichter Schlagseite ständig die Tarotkarten befragt. Der fiese Hagen von Tronje (Wolfgang Noack) tarnt sich zunächst als harmlosen Partygast, bis er seine Abgründe offenbart.
Der Funke sprang auch dieses Jahr wieder mit Leichtigkeit auf die die Elfen umlagernden Zuschauer über. Zum Schluss wurden die Schnupftücher verteilt: Nach dem diesjährigen 10. Jahr soll Schluss sein. Doch liefen die Unterschriftensammlungen der untröstlichen Zuschauer durch die Reihen. Mögen sie Erfolg mit ihrem Weitermachwunsch haben. Hamburg wäre ein großes Stückchen ärmer ohne den besonderen Charme der Elfen.
Birgit Schmalmack