Text: Dagmar Ellen Fischer
Zu Hause zum besseren Einschlafen vorlesen – das wird auch zukünftig erlaubt sein. Doch in der Öffentlichkeit die Geschichte von der kleinen Raupe Nimmersatt zu erzählen ist ab sofort verboten. Das Theater Mär aus Hamburg verwandelte das vermutlich bekannteste Kinderbuch der Welt vor einigen Jahren in ein tolles und erfolgreiches Theaterstück. Doch künftig wird es keine Aufführungen mehr in deutscher Sprache geben dürfen, weil der Autor es verbietet.
Eric Carle, Jahrgang 1929, gelang mit „Die kleine Raupe Nimmersatt“ 1969 der ganz große Wurf: Ein Buch mit gestanzten Löchern, das vorgibt, hier sei die hungrige Raupe durchgekrochen, war eine Sensation. Dass es zudem erklärt, wie ein unscheinbares Krabbeltier zum Schmetterling mutiert, hat zusätzlich pädagogischen Wert. Die Folge: Seit Jahrzehnten steht es in jedem Kindergarten, wurde in 47 Sprachen übersetzt und bildet oft den Erstkontakt zum Medium Buch für die Allerkleinsten. Genau die sind auch Zielgruppe des Theaters Mär, das wiederum oft den Erstkontakt zur Bühne herstellt. Und bekannte Buchtitel locken die Jüngsten samt Eltern in Scharen.
Das gelang nach der Raupe auch dem Hasen aus dem Bestseller „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“ Doch auch mit dieser erfolgreichen Bühnenadaption durch das Theater Mär ist nun Schluss, da die Rechte vom Verlag ebenfalls nicht mehr erteilt werden. Damit aber der riesige Plüschhase – eine Sonderanfertigung für das Stück – sich nicht langweilt ohne Kinder, hat der Schauspieler und Theater-Mär-Gründer Peter Markhoff beschlossen, das 2,60 Meter hohe Tier zu verschenken. „Nicht besitzen, sondern nutzen“ lautet sein Motto, weshalb er den Riesenhasen „in gute Hände abgeben“ will, vorzugsweise an einen Kindergarten oder eine kinderreiche Familie. Und so soll es auch mit anderen attraktiven Requisiten weitergehen, denn „ein guter Abschied ist ein schöner Neuanfang für andere“. Alle zwei Wochen steht nun ein Geschenk bereit, für das man sich auf der Facebook-Seite bewerben kann. Demnächst suchen eine Ukulele, Elmar, der bunte Elefant und eine große Tigerente auf Rollen nette Kinder zum Spielen. Nur die Raupe verpuppt sich noch eine Weile – sie hofft gemeinsam mit Peter Markhoff, eines Tages doch wieder über die Bühne krabbeln zu können.
Ab sofort verschenkt das Theater Mär alle zwei Wochen Requisiten. Mit dem Hasen geht’s los, wer ihn haben möchte, bewirbt sich auf Facebook bei Theater Mär. Die Gewinner werden benachrichtigt und können ihr Geschenk zu den Bürozeiten des Theaters Montag oder Donnerstag zwischen 10 und 12 Uhr abholen, die Adresse wird dem Gewinner mitgeteilt. Kindergärten und kinderreiche Familien bevorzugt.