Schauspiel / Vorbericht

Wie werde ich ein Glanz?

„Das kunstseidene Mädchen“, Hamburger Kammerspiele
Pheline Roggan

Pheline Roggan als das "kunstseidene Mädchen" // Foto: Susanne Dupont

Sie freut sich drauf, aber Angst hat sie auch. Pheline Roggan, Theater- und Filmstar aus Hamburg („Soul Kitchen“), sieht ihrer ersten Solo-Bühnenpremiere mit gemischten Gefühlen entgegen. Am 6. Oktober ist es soweit: Dann wird sie erstmals „Das kunstseidene Mädchen“ in den Hamburger Kammerspielen verkörpern, jenes Mädel aus der Provinz, das im großen Berlin der 1930er Jahre „ein Glanz“ werden will, irgendwie berühmt sein, im Mittelpunkt stehen möchte, wie auch immer. Doris heißt sie, träumt von Filmruhm und setzt ihre erotischen Reize geschickt ein, um eben ein Glanz zu werden. Doch irgendwie wird’s nichts mit den großen Plänen. Doris ist nicht dumm, hat Raffinesse, landet aber trotzdem in der Gosse.

Das Einpersonenstück von Irmgard Keun, einer „deutschen Humoristin“, so lobte Kurt Tucholsky sie, wird gern gespielt an deutschen Bühnen. Kai Wessel inszeniert es nun an den Kammerspielen. Ein Grund, warum Pheline Roggan das Angebot des Privattheaters annahm, denn mit Wessel arbeitete sie bereits im vergangenen Jahr erfolgreich an diesem Theater („Die Wohltäter“). „Das hilft. Mit einem Regisseur, den ich nicht kenne, hätte ich gezögert“, erzählt Pheline Roggan. Was hält sie von der Figur, die sie spielt? „Ich mag ihren Humor. Sie gibt nie auf, hat einen großen Lebenswillen und bemitleidet sich nicht selbst. Sie strahlt eine positive Energie aus. Am Ende lernt sie, sich nicht in eine Idee zu verbeißen“, fasst die Schauspielerin zusammen. „Zeitlos“ findet sie die Doris. Wohl wahr. Auch heute mühen sich viele wie sie. Weshalb „das kunstseidene Mädchen“ immer wieder sehenswert ist. Selbstverständlich nur mit einer starken Schauspielerin – wie Pheline Roggan.

Christian Hanke

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