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Gewalt schafft Gruppenzwang

„DNA“, Lichthof Theater
DNA

Die Clique trauert – wenigstens offiziell – um Adam, den sie selbst auf dem Gewissen zu haben glauben.

Adam ist tot. Da sind sich die neun Mitglieder einer Jugend-Clique ganz sicher. Schließlich haben sie ihn dermaßen malträtiert, dass er in einen Schacht gefallen ist. Die Untat schweißt die Jugendlichen zusammen. Die Absolventen des Hamburger Schauspiel-Studios Frese zeigen derzeit im Lichthof Theater in dem Stück „DNA“ von Dennis Kelly erschreckend genau, wie cool es sein kann, einen lieben, aber etwas dusseligen Mitschüler zu quälen.

Adam wollte dabei sein bei der Clique und wurde deren willkommenes Opfer. Weil der Spaß aber unangenehme Konsequenzen hatte, muss eine Lösung her. Phil, „das Gehirn“, ist gefragt. Der von Beginn an nur apathisch dasitzende Jugendliche läuft plötzlich wie in Trance zu großer Form auf, entwirft einen genauen Plan, wie sich die Clique von aller Schuld reinwaschen kann. Der klappt. Ein Sittlichkeitsverbrecher wird erfunden, der mit Adam gesehen wurde. Schwierig wird es, als ein Mann, auf den die Beschreibung von dem vermeintlichen Täter passt, verhaftet wird, und Adam schwer verletzt wieder auftaucht. Beides darf aus Sicht der Jugendlichen nicht sein.

Mit vielen aggressiven Musik- und Tanznummern im Discostil vermitteln die neun Frese-Absolventen unter der Regie von Michael Müller die gewaltdurchsetzte Atmosphäre der Jugend-Clique, die sich am Erniedrigen ergötzt und in wilder Lust paart. Bis sich bei einigen das Gewissen meldet. Am Ende zerstreut sich die Clique. Nur Phil, das Gehirn, bleibt und muffelt apathisch ein Brötchen.

Text: Christian Hanke
Foto: Alexander Merbeth

Weitere Termine: 18. Und 19. Juni, jeweils 20.15 Uhr; www.lichthof-theater.de

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