Text: Sabrina Schmalz | Foto: Oliver Fantitsch
Der Hund, bekannt als der beste Freund des Menschen, entpuppt sich in „Hund, Frau, Mann“ als kritischer Philosoph und Paartherapeut. In der Rolle des Vierbeiners kommentiert Sebastian Münzel mit bissigen Bemerkungen den ewigen Beziehungstanz zwischen Frau und Mann. Beide können nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Sibylle Berg beschreibt in ihrem Stück die Liebe als Besitzanspruch, die wie ein räudiger Hund an die kurze Leine genommen werden muss. Anna-Maria Kuricová und Martin T. Haberger, die als Frau und Mann ihre durchschnittlichen Charaktere überdurchschnittlich gut darstellen, agieren in namenlosen Rollen. Ein Paar wie viele andere. Ein Gedanke, den Regisseur Kai-Uwe Holsten mit seinem „form follows function“-Prinzip schnörkellos und überzeugend umsetzt. Das Bühnenbild zeigt berühmte Paare wie John Lennon und Yoko Ono, Helmut und Loki Schmidt oder Kate und William. Mit diesen scheinbar glücklichen Zweierkonstellationen im Rücken kommen die Wände immer näher, bis Mann und Frau vollkommen eingeschlossen sind.
Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt, denn Sie ist allzu bekannt. Eine Frau und ein Mann in den sogenannten besten Jahren treffen sich auf ein Blind-Date. „Warum sie sich trafen? Weil Sonntag war, weil es am Sonntag niemandem gut geht und weil das Fernsehprogramm schlecht war“, so der Kommentar des Hundes. Nach dem ersten Treffen landen Frau und Mann im Bett und werden ein Paar. Obwohl die beiden ineinander nicht die große Liebe sehen, beschließen sie, zusammenzuziehen. Sie sind an einem Punkt angekommen, an dem sie ihr Leben ändern wollen, ihr Glück im Partner suchen. „Ich dachte immer, was mir zum Glücklichsein fehlen würde, wäre ein Mann“, sagt die Frau. Sich miteinander arrangieren, ist immer noch besser, als alleine zu sein.
So weit, so gewöhnlich und vielleicht dem einen oder anderen nicht ganz unbekannt. Originell an diesem eigentlich ernüchternden Szenario sind die scharfzüngigen Bemerkungen des Hundes, die dem Stück seine Komik verleihen. Der Vierbeiner, der in erster Linie egoistisch einen Unterschlupf sucht, wird das Haustier des Paares und erzählt fortan ihre Geschichte. Doch in einer Welt, in der Frau und Mann ihre Persönlichkeit in der Partnerschaft aufgeben, möchte er am Ende nicht mehr leben. Wer versteht schon diese Zweibeiner? Als Hund, der gelegentlich zum Schifferklavier greift, verleiht Georg Münzel dem Stück einen ganz eigenen Charme – vor allem, wenn er mit der Zunge über die Gesichter seiner Schauspielkollegen Anna-Maria Kuricová und Martin T. Haberger leckt.
Bis 25. Juli, meist Mi., Do., Fr., Sa., jeweils 19.30 Uhr im Theater Kontraste im Winterhuder Fährhaus, Hudtwalckerstraße 13, Karten-Tel.: 040/480 680 80