Wo Worte fehlen, gilt es zu schweigen. Wie hier: lange und ausdauernd. Irgendwas stimmt nicht im spießigen Wohnzimmer, in dem ein einsamer Stummer sich auf Gäste vorbereitet. Die dann genauso schweigen wie er. Geraume Zeit, verlegen zwischen Rehbockspießen an der Wand und Schnittchen auf dem Couchtisch. Man hat sich zum Gedenken versammelt. Die Urne steht schließlich vor ihnen. Darin: die Asche von Herrchens kleinem Liebling. Der Pudel ist tot.
Was sich da in der Zentrale unter dem Dach des Thalia Theaters entfaltet, ist ein höchst vergnüglicher, reichlich schräger Abend, der um den Toten Fiffi kreist. Voller Anspielungen, Slapstick-Einlagen und komischer An- und Unordnungen; zwischen Nonsense und tieferer Bedeutung. Julian Greis, Franziska Hartmann, Thomas Niehaus und Jörg Pohl geben unter der Regie von Maria Ursprung eine extrem merkwürdige Trauergesellschaft, die gern und zunehmend häufig allerlei verballhorntes oder assoziativ überraschend stimmiges Liedgut von sich gibt. Statt „Oh Haupt voll Blut und Wunden“ erklingt da schon mal „Oh Hund …“, aber auch Schmerzvolles wie „I’m always loving you“. Zwischendurch macht sich bei einer Séance auch mal das Radio selbstständig. Und je mehr Schnäpschen kreisen, desto mehr entgleist das Häuflein Trauernder. Und der Hund bleibt allgegenwärtig – bis zu seiner Verteilung auf dem Perserteppich …
Seit drei Jahren hat sich die „Groupe della Fête“ mit leicht variierenden Besetzungen mehr als ein Dutzend Mal zu „Festzeitstories“ versammelt – mit kultigem Potenzial. Nun wird wohl leider Schluss sein mit dem Spaß, denn ob die Reihe in der nächsten Spielzeit fortgeführt wird, ist leider fraglich. Schade! Aber Mut nicht verlieren und mit den Darstellern singen: „Put me up, put me down – put my feet back on the Ground!“
Text: Oliver Törner
Foto: Thalia
Nächste (und zugleich letzte?) Aufführung: Freitag, 15. Juni 2012, 20.30 Uhr, Thalia Zentrale