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Etwas Eigenes machen

Interview mit Nikolaus Besch
Nikolaus Besch

Nikolaus Besch bringt deutschsprachige Top-Inszenierungen nach Hamburg.

Interview: Christian Hanke | Foto: Hamburger Theater Festival

Im vierten Jahr veranstaltet Nikolaus Besch das Hamburger Theater Festival. Zuvor leitete er elf Jahre lang das Theater Haus im Park in Bergedorf. In beiden Positionen holte er herausragende Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum nach Hamburg. Seine Idee. GODOT sprach mit Nikolaus Besch über seinen Weg zum Theater, das Werben für eine gute Idee und Wandern in den Dolomiten.

GODOT: Was hat Sie auf die Idee gebracht, herausragende deutschsprachige Inszenierungen nach Hamburg zu holen?

NB: Das Theater Haus im Park hatte kein eigenes Ensemble, als ich die Leitung 1997 übernahm. Es gastierten Tourneetheaterproduktionen, wie in anderen Häusern in der Umgebung auch. Bergedorf hatte kein Alleinstellungsmerkmal. Man kann sich aber nur durchsetzen, wenn man etwas Eigenes macht: Spitzeninszenierungen nach Hamburg holen. Das gab es noch nicht und für mich war es ein Traum.

GODOT: Der Traum ging in Erfüllung. War es schwierig, die großen Theater in Deutschland, Österreich und der Schweiz, davon zu überzeugen, in Hamburg aufzutreten, und nahm das Publikum in Bergedorf diese Idee sofort an?

NB: Es gelang relativ schnell, die Theater von Abstechern nach Hamburg zu überzeugen. Irgendwann kam sogar das Burgtheater. Das führte in Bergedorf zu einer totalen Publikumsveränderung. Einige waren böse, weil wir nicht mehr die Tourneetheaterproduktionen spielten. Aber dafür kamen plötzlich viele aus der Innenstadt und dann auch aus Hannover, Lübeck, Bremen.

GODOT: Sie haben ihre Idee 2009 auf ganz Hamburg übertragen. Wie haben Sie das gewagt?

NB: Ich bin mit dieser Idee zu Frank Baumbauer nach München gefahren. Der ermunterte mich: Machen Sie ein Festival. Ich führte daraufhin Hunderte Gespräche, auch mit Vertretern der Wirtschaft und erhielt überwiegend enthusiastische Antworten. Auch Klaus von Dohnanyi ließ sich begeistern. Er schlug vor, eine Stiftung zu gründen. 2009 haben wir dann eine Stiftung als Trägerin des Festivals gegründet.

GODOT: Wie schaffen Sie es, die ganze deutschsprachige Theaterlandschaft anzuschauen, und wie wählen Sie aus?

NB: Ich sondiere die Spielpläne der deutschsprachigen Bühnen. Daraus ergibt sich eine Essenz. Rund 100 Inszenierungen klingen interessant. Ich erkundige mich weiter und sehe mir etwa 35 an. Neun werden dann nach intensiven Diskussionen innerhalb des Kuratoriums der Stiftung Hamburger Theater Festival ausgewählt. Sie müssen wissen, dass die Kuratoren auch sehr erfahren, bewandert im Theaterbereich sind und sich vielfältig für die Kultur in Hamburg engagieren.

GODOT: Dieser Entscheidungsprozeß liegt ganz allein bei Ihnen?

NB: Nun, ich sichte allein. Entschieden wird dann nach intensiven Diskussionen mit den Kuratoren. Das Kuratorium der Stiftung möchte diese persönliche Note. Juryentscheidungen sind Konsenz-entscheidungen. Wenn etwas schiefläuft, dann kann ich sagen: Ich hab’s verbockt.

GODOT: Haben Sie Zukunftspläne für das Festival?

NB: Ich würde gern auch einmal Eigenproduktionen oder Koproduktionen zeigen. Auch genreübergreifende Stücke oder nicht deutschsprachiges Theater reizt mich.

GODOT: Wie sind Sie zum Theater gekommen?

NB: In bin in einem kulturellen Elternhaus aufgewachsen. Mein Vater war Pianist. Bei uns gingen befreundete Künstler ein und aus. Ich bin von Kindesbeinen an im Theater gewesen. Mit Beginn des Studiums bin ich dann drei- bis viermal in der Woche ins Theater gegangen. Bei uns zu Hause wurde viel über Qualitätsansprüche gesprochen. Wer weiß, was gut in der Musik ist, weiß es auch vom Theater.

GODOT: Wie wurde Theater Ihr Beruf?

NB: Ich bin Volljurist und Rechtsanwalt und wurde dann Vorstandsassistent bei der Körber-Stiftung, die das Theater Haus im Park betreibt, dessen Leitung ich 1997 übernahm. Meine juristische Ausbildung ist dabei von Vorteil. Ich habe alle Verträge immer selbst gemacht.

GODOT: Was muss ein Theaterregisseur tun, um Sie zu begeistern?

NB: Wenn ein Regisseur alles tut, um dem Stoff gerecht zu werden, finde ich das toll, wenn er das spürbar mit Fantasie umsetzt. Ich finde es auch interessant, wenn ich den Prozess spüre, der hinter einer Theaterarbeit steckt. Das ist zum Beispiel so in der Burgtheater-Inszenierung von „Was ihr wollt“, die dieses Jahr beim Hamburger Theater Festival gezeigt wird. Da webt Regisseur Matthias Hartmann Shakespeare-Sonette in den Text ein. Auch „Kinder der Sonne“ von Stephan Kimmig und „Die Möwe“ von Jürgen Gosch – beide vom Deutschen Theater Berlin – sind in diesem Sinne ganz spannende Inszenierungen. Alexander Khuon hat mir mal über eine Regiearbeit mit Jürgen Gosch erzählt, dass er sich gewundert habe, warum Gosch so wenig erzählt. „Spielt doch“, hatte Gosch einfach nur gesagt. Auch „Stallerhof“ vom Burgtheater ist im diesjährigen Programm des Festivals eine ganz aufregende Inszenierung. Wie virtuos David Bösch mit diesem Kroetz-Stoff umgeht!

GODOT: Kann Nikolaus Besch vom Theater abschalten? Und wenn ja, was machen Sie dann?

NB: Tageweise kann ich das. Diese Tage tun mir wahnsinnig gut. Im Sommer habe ich das wieder eine Woche geschafft in den Dolomiten. Bei jeder Wegbiegung entfaltete sich ein neues Panorama. Das war wahnsinnig anstrengend, aber es machte den Kopf frei. Ich gehe außerdem gern in Konzerte und ich lese immer vorm Einschlafen. Schließlich bin ich ein Frischluftfanatiker. Ich muss täglich mindestens eine halbe Stunde an die frische Luft.

GODOT: Was, glauben Sie, können Sie besonders gut?

NB: Ich denke, ich habe ein gutes Gespür für die Auswahl von Stücken. Ich kann Menschen zusammenführen. Ich habe gute Nerven.

GODOT: Was können Sie überhaupt nicht?

NB: Ich könnte nicht in einer Behörde sitzen und acht Stunden dort arbeiten.

GODOT: Interessiert sich Ihre Familie für Ihre Theatertätigkeiten?

NB: Oh ja, sehr! Meine Frau nimmt starken Anteil daran. Meine Töchter sind ganz begeistert, verteilen Flyer und gucken sich immer alles an. Zu Hause wird viel über das Programm und die Stücke diskutiert.

 

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